Erfolgsgeschichte aus Tansania: Agrarökologie stärkt Landwirtschaft und Wissenstransfer
Im ersten Vortrag des diesjährigen Symposiums nahm Loredana Sorg, Mitglied der Geschäftsleitung und Co-Leiterin des Bereichs Internationale Partnerschaften, die Teilnehmenden mit nach Tansania, wo Biovision gemeinsam mit der Partnerorganisation Sustainable Agriculture Tanzania SAT den Bio-Markt fördert – vom Feld bis ins Ladenregal. Seit der Eröffnung des ersten Bioladens in Morogoro arbeiten SAT und Biovision daran, Bauernfamilien zu unterstützen, nachhaltige Anbaumethoden zu erlernen und zertifizierte Bioprodukte zu vermarkten.
Loredana betonte die Fortschritte von SAT in den letzten 15 Jahren, darunter die Schulung Tausender Bäuerinnen und Bauern in Agrarökologie. Das Ausbildungszentrum in Vianzi ist zu einem Wissenszentrum für Weiterbildung geworden. Denn wie bei einem Joghurt aus den Bündner Bergen in der Migros, braucht es auch in Tansania ein komplexes System – von Landwirtschaft über Beratung, Zertifizierung und Verarbeitung bis hin zum Verkauf – um Bio-Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen und den Inlandsmarkt zu stärken.
Wirkungsvolle Partnerschaften für nachhaltige Landwirtschaft in Uganda und Kenia
Studien haben gezeigt, dass agrarökologisches Unternehmertum entscheidend ist, um den Wandel im Ernährungssystem zu fördern. Gemeinsam mit der Partnerorganisation SHONA unterstützt Biovision lokale Unternehmen in Kenia und Uganda, um zentrale Hürden wie den Zugang zu biologischen Produktionsmitteln wie Pflanzenschutz, Dünger und Saatgut zu überwinden.
Ein funktionierender Markt und starkes Unternehmertum sind unerlässlich, um gesunde Böden, faire Wertschöpfungsketten und gerechte Ernährungssysteme sicherzustellen. Im Vortrag berichteten Projektleiterin Lucy Asiimwe (SHONA) über die Erfolge des Neycha Agroecology Accelerator und Fabio Leippert, Mitglied der Geschäftsleitung und Co-Bereichsleiter für Policy and Advocacy über die Erfolge des Neycha Agroecology Accelerator, der nach vier Jahren Vorarbeit nun seit einem Jahr den Wandel im agrarökologischen Unternehmertum erfolgreich vorantreibt.
Nachhaltiger Konsum in der Schweiz mit CLEVER
In der Pause hatten die Gäste die Möglichkeit, an den aufgebauten Marktständen vorbeizuschlendern, um Produkte von Teilnehmenden des Neycha Accelerators wie beispielsweise Honig aus Uganda oder Hibiskus-Tee aus Kenia zu entdecken.
Danach lenkten wir den Fokus auf den nachhaltigen Konsum in der Schweiz. Laura Schmid, Expertin für nachhaltigen Konsum bei Biovision, beantwortet eine Frage, die sich viele an den Einkaufsregalen stellen: Wie treffe ich eine nachhaltige Kaufentscheidung? Ihre Expertise aus dem Projekt CLEVER, das seit über 10 Jahren Jugendliche spielerisch für Nachhaltigkeit sensibilisiert, war hierbei besonders wertvoll. Bei CLEVER besuchen Schulklassen ab der 4. Klasse Workshops zu nachhaltigem Konsum. Die Schüler und Schülerinnen führen Nachhaltigkeitsbewertungen anhand eines speziellen Bewertungssystems durch und vertiefen Themen wie Inhaltsstoffe, Ressourcenverbrauch und gesunde Ernährung.
Mit dem neuen Workshopformat «Gesunde Ernährung für dich und die Umwelt» möchte CLEVER die Lebenswelt der Jugendlichen noch stärker einbeziehen. Dafür arbeitet CLEVER mit der Schulkreisbehörde Zürich Glattal zusammen, dem größten Schulkreis der Stadt Zürich. Im Glattal wird in den nächsten vier Jahren das Pilotprojekt «BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) Glattal» realisiert. In Zusammenarbeit mit dem Klimatopf-Kochbuch werden Workshops für Jugendliche zu nachhaltiger und gesunder Ernährung angeboten, wie Laura Schmid am Symposium verkündete.
Neue Wege für gesunde Ernährung mit dem KLIMATOPF
Christine Brombach, Mitautorin des Klimatopf-Kochbuchs, renommierte Wissenschaftlerin und Dozentin für Lebensmittelwissenschaften, stellte die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimatopf-Buches vor und beleuchtete, wie eine zukunftsfähige und genussvolle Ernährung im Rahmen der Planetary Health Diet gestaltet werden kann. Sie erklärte den Zusammenhang zwischen Klima und Ernährung und vermittelte neben dem theoretischen Wissen auch praktische Kompetenzen, wie wertvolle Tipps zur Vorratshaltung oder der Reduktion von Food Waste.
Franziska Stöckli, Initiantin des Pilotprojekts „BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) Glattal“ und ebenfalls Co-Autorin des Kochbuchs Klimatopf, gab weitere spannende Einblicke in die Entstehung des Buchprojekts. Mit ihrer Expertise in der Schulentwicklung und nachhaltigen Ernährung setzt sie sich engagiert dafür ein, zukunftsfähige Praktiken in den Alltag der Jugendlichen zu integrieren. Sie zeigte, wie engagiert die Jugendlichen, die als Klimabotschafter die Gesichter hinter dem Klimatopf-Kochbuch sind, sich auf Veranstaltungen, Buchpräsentationen und gemeinsamen Kochabenden einbringen.
Dank an Barbara Frei Haller und Willkommen Andi Schriber
Mit einer herzlichen Verabschiedung würdigt Hans Herren Barbara Frei Haller, die Biovision seit ihrer Gründung massgeblich geprägt hat. In ihrer Rolle als Leiterin des Programmausschusses sorgte sie für die strategische Ausrichtung der Biovision Projekte und trug entscheidend zu deren Erfolg bei. Das Symposium war eine Gelegenheit, um Barbaras Arbeit über die letzten Jahrzehnte zu würdigen. Obwohl sie Biovision verlässt, bleibt sie ihrer Vision treu und wechselt zum Biovision Africa Trust (BvAT). Gleichzeitig wurde im Rahmen des Symposiums auch Andi Schriber als neues Stiftungsratsmitglied willkommen geheissen. Als Gründungsmitglied und ehemaliger CEO von Biovision soll der Wissenschaftsjournalist und Filmemacher unsere Arbeit weiter stärken. Mehr erfahren Sie in diesem Beitrag.
Die Vielschichtigkeit nachhaltiger Ernährungssysteme
Hans R. Herren, Gründer und Stiftungsratspräsident von Biovision, hob im Gespräch mit Danny Nef hervor, wie wichtig Systemdenken heutzutage ist. Es bedeutet, dass man nicht alle Probleme isoliert betrachten kann — eine Erkenntnis, die er auch täglich auf seinem eigenen Bauernhof macht, wo er die Zusammenhänge vom Wetter bis hin zum Verkauf seiner auf dem Hof produzierten Enteneier erlebt. Es gilt, starke Partnerschaften aufzubauen, in Forschung zu investieren und gleichzeitig die Konsumenten und Konsumentinnen zu erreichen. Nur so kann auch Biovision eine spürbare Wirkung bei der nachhaltigen Transformation der Ernährungssysteme erzielen.