Neuerungen im Stiftungsrat: Ein herzliches Dankeschön an Barbara Frei Haller und herzlich willkommen Andreas Schriber

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Lothar J. Lechner Bazzanella, Biovision.

Im Herbst kommt es zu einem Wechsel im Stiftungsrat von Biovision: Barbara Frei Haller tritt nach mehr als zwei Jahrzehnten engagierten und tatkräftigen Einsatzes aus dem Gremium zurück. Neu hinzu kommt Andreas Schriber, Gründungsmitglied und CEO der Stiftung von 2003 bis 2020. Ein Rückblick auf Barbaras Zeit bei Biovision und ein Ausblick auf die Zukunft mit Andreas.

Dr. Barbara Frei Haller: Von der Forscherin zur Stiftungsrätin

Vor über 25 Jahren änderte eine Fernsehsendung die Zukunft von Dr. Barbara Frei Haller: «Während der Zeit meiner Doktorarbeit an der ETH erfuhr ich im Fernsehen von Hans Herren und seiner Arbeit als Director General am Insektenforschungsinstitut icipe in Nairobi. Hans’ frühere Forschungserfolge fand ich unheimlich spannend und in der Forschung am icipe im Bereich krankheitsübertragender Mücken und Zecken wollte ich unbedingt selbst mitarbeiten», erinnert sich Barbara. Und tatsächlich: Sie begann ein Postdoktorat in Nairobi. Nach ihrer Arbeit beim icipe blieb sie dem Institut über Jahrzehnte treu: mit einem schweizerisch-kenianischen Forschungsprojekt, in der Ausbildung eines kenianischen Doktoranden und zwischen 2016 und 2022 als Mitglied im Governing Council des icipe. Zudem war sie während dieser Zeit als Stiftungsrätin bei Biovision tätig und prägte die Entwicklung der Organisation seit ihrer Gründungsphase mit.

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Barbara Frei Haller prägte als Stiftungsrätin bei Biovision seit der Gründungsphase die Entwicklung der Organisation mit. Mit ihrer langjährigen Erfahrung, unter anderem als Programmausschuss-Leiterin, spielte sie eine zentrale Rolle in der strategischen Ausrichtung der Projekte.

Die promovierte Pharmazeutin leitete jahrelang den Programmausschuss des Stiftungsrats, welcher die strategisch-programmatische Ausrichtung der Projekte bei Biovision festlegt. Heute kann Barbara Frei Haller auf viele Erfolge in ihrer Zeit als Stiftungsrätin zurückblicken. «Besonders stolz bin ich, dass Biovision dank langjährigem Leistungsausweis die Aufnahme in den kleinen Kreis der strategischen Partnerschaften der DEZA geschafft hat. Oder die Verleihung des Alternativen Nobelpreises an Hans Herren und die Stiftung Biovision. Über alledem hat mich immer wieder glücklich gemacht zu sehen, wie viel Positives die Arbeit von Biovision bei den Bäuerinnen und Bauern in Afrika bewirkt und wie unser Engagement dazu beigetragen hat, dass Bio und Nachhaltigkeit inzwischen in vielen Ländern Afrikas Fuss fassen konnten», erzählt sie.

Herausforderungen und ein Blick nach vorne

Auch in manch schwierigen Situationen blieb Barbara optimistisch. «Kriegerische Auseinandersetzungen oder Naturkatastrophen haben immer wieder Einfluss auf die Arbeit von Biovision genommen und gehören wohl zu den Herausforderungen für NGOs. Trotz dieser Hürden ist Biovision erfolgreich gewachsen und hat in spannende Nischen expandiert. Wir haben viele Erfolge in den Projekten in Afrika und der Schweiz aufzuweisen und diese weiterzuführen wird in den nächsten Jahren zentral für die Stiftung. Besonders beeindruckend finde ich den enormen Fortschritt in der internationalen Advocacy und wie unsere treue Gönnerschaft stetig am Erfolg von Biovision mitbaut.»

Nun freut sich Dr. Barbara Frei Haller darauf, ihr fundiertes Wissen in ihrer neuen Funktion als Member of the Board of Biovision Africa Trust (BvAT), dem strategischen Partner von Biovision in Kenia, einzubringen. Sie löst mit diesem Wechsel Andreas Schriber ab, der BvAT als Vorsitzender des Boards aufgebaut hat und nun seinerseits neu in den Stiftungsrat in Zürich wechselt. Auf die Frage, ob sie ihrem «Nachfolger» im Stiftungsrat von Biovision einen Rat mitgeben möchte, erwidert sie schmunzelnd: «Andi braucht keinen Rat, als Gründungsmitglied von Biovision und 17 Jahren als erfolgreicher Geschäftsführer der Stiftung bringt er einen unglaublichen Erfahrungsschatz mit. Seine strategischen Kompetenzen und die hervorragenden Netzwerke in Afrika und in der Schweiz sind für Biovision sehr wertvoll. Andi ist zudem ein überzeugender Kommunikator und passt mit seinem Blick für das grosse Ganze hervorragend in dieses Gremium. Wichtig war mir immer, dass der Stiftungsrat zusammen mit dem ganzen Biovision-Team an einem Strick zieht, das Ziel „Gesunde Menschen in einer gesunden Umwelt“ verfolgt und mit Freude daran arbeitet.»

Eine Kamelherde wird von einer Samburu Hirtin getrieben.
Die Kamelprojekte in den semiariden Gebieten Nordkenias gehörten zu den besonderen Favoriten von Barbara Frei Haller. Dank ihres medizinal-pharmazeutischen Hintergrunds war sie zudem eng an Projekten zu Medizinalpflanzen in Uganda und Malariaprojekten in Kenia beteiligt, die sie aufgrund ihrer Komplexität und Bedeutung für die Gesundheit der Menschen besonders faszinierten.

Andreas Schriber: Rückkehr zu den Wurzeln

Andreas Schriber, der Biovision von 2003 bis 2020 als Geschäftsführer leitete, wurde, nach etwas mehr als vier Jahren Abwesenheit, nun in den Stiftungsrat gewählt. «Es ist eine Ehre, in den hochkarätigen Stiftungsrat von Biovision berufen zu werden. Unsere Vision, mit dem ganzheitlichen Ansatz, ist aktueller denn je», sagt Andreas. Als ehemaliger CEO von Biovision und langjähriger Board-Chair des Biovision Africa Trust in Kenia weiss er, wie wichtig ein guter Kontakt zwischen Geschäftsführung und Stiftungsrat ist. «Ich hatte mich vor vier Jahren bewusst aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und werde in meiner neuen Rolle bei Biovision helfen, die Werte und Leitideen von Biovision aus einer übergeordneten Warte weiterzuentwickeln.»

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Andreas Schriber (links) beim Biovision-Symposium, das sich über die Jahre zu einem Markenzeichen entwickelt hat und bis zu 1000 Interessierte ins Zürcher Volkshaus lockt. Das Symposium bietet eine hervorragende Gelegenheit, Gönnerinnen und Gönner über unsere enge Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen zu informieren und ihnen einen persönlichen Einblick in die vielfältigen Aktionsfelder von Biovision zu ermöglichen.

Fokus auf Innovation und Partnerschaften

Dringende Schwerpunkte sieht Andreas Schriber vor allem in zwei Bereichen: «Zugang zu Innovationen und Partnerschaften auf Augenhöhe sind für Afrika enorm wichtig. Zum Beispiel ist die zeitgemässe Ausbildung junger Bäuerinnen und Bauern und der Zugang zu neuestem Wissen in ökologischer Landwirtschaft in Afrika zentral. Ebenso muss die Nachhaltigkeit entlang ganzer Wertschöpfungsketten, vom Bauernhof über Verarbeitung bis zu den Konsumierenden, verbessert werden. Biovision hat sich seit der Gründung für die Mission ‚Kein Hunger‘ stark gemacht. Leider ist dieses Ziel bis heute noch in weiter Ferne. Deshalb bleibt unser Engagement wichtig, und wir werden, auch in unserer politischen Arbeit, weiterhin auf allen Ebenen unsere Überzeugung vehement vertreten, dass jeder Mensch ein Recht auf genügend und gesunde Nahrung hat.»

Bild Projekt Andi
Ein Herzensprojekt von Andreas: 2005 gründeten wir gemeinsam mit dem Journalisten Peter Baumgartner die erste Bauernzeitung in Subsahara-Afrika – eine Innovation, die bis heute ausgebaut wurde. Heute setzt unsere Partnerorganisation in Kenia, der Biovision Africa Trust (BvAT), ein umfassendes Kommunikationsprogramm um, das Radiosendungen, Instruktionsvideos, praktische Anwendungs-Kurse und Politikberatung umfasst. Über verschiedene Kanäle und in lokalen Sprachen erreichen wir Menschen aller Altersklassen und Gesellschaftsschichten. Die Transformation der Ernährungssysteme erfordert vor allem viel Aufklärung und Wissensvermittlung vor Ort.

Er ist sich der Herausforderungen, die auf die Stiftung zukommen, bewusst. «Entwicklungszusammenarbeit, respektive wie viel Geld uns echte „Hilfe zur Selbsthilfe“ in armen Regionen der Welt wert ist, wird auf politischer Ebene heiss diskutiert. Das ist leider nicht neu, und wer seit Jahrzehnten in diesem Thema zu Hause ist, weiss: Wir brauchen einen langen Atem, Geduld und Vertrauen in unsere Partner, um erfolgreich zu sein.» Trotz finanzieller und politischer Herausforderungen freut er sich auf seine neue Aufgabe, denn sein Engagement war für Andreas Schriber schon immer auch eine Herzensangelegenheit: «Ich möchte dazu beitragen, dass afrikanische Partner gleichberechtigt mit uns zusammenarbeiten und ihre Perspektiven, ihr Wissen und ihre Werte mit uns teilen und einbringen können. Zudem vertraue ich auf die Innovationskraft des hochmotivierten Teams von Biovision und unserer Partner – und freue mich auf viele neue Begegnungen.»

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