Was sind die Hauptziele des Neycha Accelerators?
Unser Hauptziel ist es, wachstumsorientierte, agrarökologische Unternehmen zu identifizieren und zu unterstützen. Wir helfen diesen Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zu verbessern und finanzielle Unterstützung zu erhalten, um ihre ökologischen Praktiken zu stärken und gleichzeitig profitabel zu bleiben.
Wie unterstützt der Accelerator die Unternehmen konkret?
Wir verwenden das Business Agroecology Criteria Tool (B-ACT), um zu bewerten, wie gut ein Unternehmen agrarökologische Prinzipien umsetzt. Diese Bewertung umfasst eine detaillierte Analyse der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens, von der Beschaffung der Einsatzmaterialien bis hin zur Produktion und Vermarktung. So können wir feststellen, welche Bereiche gestärkt werden müssen und welche Unternehmen das Potenzial haben, ihre ökologischen Praktiken weiter zu fördern.
Lucy Asiimwe
Ist Projektmanagerin bei «Neycha
Accelerator & Fund»
Was passiert dann mit den Unternehmen?
Nach der Bewertung unterstützen wir die Unternehmen individuell durch technische Beratung und finanzielle Mittel. Wir entwickeln gemeinsam mit ihnen dreijährige Wachstumspläne, die sowohl ökologische als auch finanzielle Ziele umfassen. Diese Pläne helfen den Unternehmen, ihre Praktiken zu verbessern und nachhaltig zu wachsen. In unseren Kohortenprogrammen erhalten die Unternehmen praxisnahe Unterstützung und Kapital, um ihre ökologischen und wirtschaftlichen Leistungen zu steigern.
Wie hat der Accelerator die Teilnehmer der ersten Kohorte unterstützt und welches Feedback habt ihr erhalten?
Die Teilnehmer der ersten Kohorte haben besonders die technische Unterstützung und natürlich auch die Integration von Kapital während des Programms geschätzt. Viele von ihnen haben erkannt, wie Agroökologie strategisch in ihr Geschäftsmodell passt und nicht nur ein «nice-to-have» ist. Die praxisnahe und individuelle Betreuung hat ihnen geholfen, konkrete Massnahmen zur Verbesserung ihrer ökologischen und finanziellen Performance zu ergreifen.
Welchen Herausforderungen begegnen die agrarökologischen Unternehmen in Ostafrika?
Eine der grössten Herausforderungen ist die hohe Kostenstruktur für die Aufrechterhaltung ökologischer Standards. Dazu gehören Investitionen in Schulungen und die Bereitstellung von Dienstleistungen für Kleinbäuerinnen und -bauern. Ein weiteres Problem ist der Zugang zu Märkten, die speziell für ökologische Produkte vorgesehen sind, da diese mit konventionell produzierten Produkten konkurrieren. Zusätzlich ist das steuerliche Umfeld in vielen Ländern eine erhebliche Hürde, die den Geschäftsablauf erschwert. Unternehmer müssen oft hohe Steuern zahlen und sich mit einem komplizierten System auseinandersetzen, was ihre Betriebsführung enorm erschwert.
Welche Rolle spielt die Förderung des Bewusstseins für agrarökologische Praktiken?
Die Förderung des Bewusstseins ist entscheidend, um den Übergang zu agrarökologischen Praktiken zu unterstützen. Viele Verbraucher und Produzentinnen sind sich der Vorteile und Möglichkeiten von Agroökologie nicht bewusst. Es ist wichtig, dieses Wissen zu verbreiten und zu zeigen, dass nachhaltige Praktiken nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind.
Was sind eure Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit den Unternehmen und welche Anpassungen habt ihr vorgenommen?
Eine wichtige Erkenntnis war, dass individuelle Betreuung und direkte Interaktion mit den Unternehmen entscheidend sind, um tiefere Einblicke zu gewinnen und Vertrauen aufzubauen. Dies hat uns geholfen, realistische und effektive Wachstumspläne zu entwickeln. Wir haben auch festgestellt, dass es wichtig ist, flexibel zu sein und Anpassungen vorzunehmen, insbesondere bei der Bewertung der finanziellen Gesundheit und des ökologischen Potenzials der Unternehmen.
Wie wird sich der Markt für Agroökologie in den nächsten zehn Jahren entwickeln?
Obwohl der Einfluss der Agroökologie derzeit noch gering ist, sehe ich ein enormes Potenzial für Wachstum in den nächsten zehn Jahren. Das Bewusstsein für Lebensmittelsicherheit, verantwortungsvolle Produktion und Konsum steigt stetig. Dies wird durch Investitionen in Aufklärung und Bewusstseinsbildung unterstützt. Wenn Unternehmen sehen, dass es einen Markt für agrarökologische Produkte gibt, und erkennen, dass sie durch den Übergang zu solchen Praktiken nicht nur ihre Betriebskosten senken, sondern auch höhere Preise erzielen können, wird dies den Markt vorantreiben.
Was motiviert Sie persönlich, sich für Agroökologie zu engagieren?
Agroökologie integriert Aspekte wie Klimaschutz, Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und soziale Gerechtigkeit. Diese ganzheitliche Betrachtung des Ökosystems macht für mich viel Sinn. Auch meine eigenen Gewohnheiten und mein Konsumverhalten hinterfrage ich vor diesem Hintergrund. Agroökologie ist nicht nur eine berufliche Verpflichtung, sondern beeinflusst auch meine persönlichen Entscheidungen und Lebensweise.
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