In einer Welt, in der immer mehr Menschen vom Klimawandel, dem Verlust der Artenvielfalt oder Mangel- und Fehlernährung bedroht sind, erweist sich Agrarökologie zunehmend als der wegweisende Ansatz für eine nachhaltige Ernährungszukunft. Denn die Idee von Agrarökologie ist ebenso einfach wie überzeugend: Das Schaffen von gerechten Ernährungssystemen im Einklang mit der Natur. Wir möchten Sie auf dieser Seite einladen, Agrarökologie näher kennenzulernen, und Sie neugierig machen, selbst weiter auf Entdeckungsreise zu gehen und mehr darüber zu erfahren.
Vielseitig, anpassungsfähig und effektiv
Es gibt nicht die eine Agrarökologie und die Definitionen variieren je nach Quelle und Perspektive. Die Essenz von allen ist eine Ausrichtung des Ernährungssystems auf eine verbesserte Ressourceneffizienz, stärkere Widerstandsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit. Zum Konzept der Agrarökologie gehören drei sich ergänzende Bereiche:
- Praxis – vom Acker bis zum Teller: Als ganzheitliche und nachhaltige landwirtschaftliche Praxis nimmt Agrarökologie gleichermassen Rücksicht auf ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte. Ihre Praxis zielt auf eine regenerative Nutzung natürlicher Ressourcen ab und verbindet traditionelles Wissen mit Erkenntnissen der modernen Wissenschaft.
- Interdisziplinäre partizipative Forschung: Als spezifischer Forschungszweig konzentriert sich Agrarökologie auf nachhaltige Landwirtschaft und bezieht über akademische Grenzen hinweg das Wissen und die Bedürfnisse von Bäuerinnen und Bauern und anderen wichtigen Akteur:innen im Ernährungssystem mit ein.
- Gesellschaftspolitische Bewegung: Die agrarökologische Bewegung ist weltweit in vielen Regionen aktiv und besteht aus lokalen Gruppen und Initiativen, zum Beispiel von Bäuerinnen und Konsumenten und indigenen Völkern, die sich selbstorganisiert für gerechte Landwirtschafts- und Ernährungssysteme einsetzen.
Agrarökologie ist also nicht einfach eine besonders nachhaltige Form der Produktion wie Biolandbau, Permakultur oder regenerative Landwirtschaft. Und es ist auch kein neues Label für nachhaltige Lebensmittel, das im Supermarkt neben der BioSuisse-Knospe oder dem IP-Marienkäfer zu finden ist. Agrarökologie ist bunt, vielseitig und anpassungsfähig: Sie verbindet traditionelles Wissen mit modernen Ansätzen, fördert biologische Diversität in Anbausystemen und strebt eine harmonische Interaktion zwischen Mensch und Umwelt an.
Da sich agrarökologische Methoden in der Praxis an die regionalen Verhältnisse (Klima, Boden, Technik, Finanzierungsmöglichkeiten etc.) sowie an das Wissen und die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung anpassen, begegnen wir ihr in den unterschiedlichsten Ausprägungen und Gesichtern. Diese Vielseitigkeit ist eine der grossen Stärken der Agrarökologie. Sie ist deshalb auf einmalige Weise geeignet, unsere komplexen und regional unterschiedlichen Ernährungssysteme nachhaltiger und gerechter zu gestalten.
Erklärvideo von IPES-Food (International Panel of Experts on Sustainable Food Systems)
Agrarökologie steckt tief in der DNA von Biovision
Mit unseren Projekten sind wir in allen drei der oben aufgezählten Bereichen der Agrarökologie tätig.
Unternehmen Sie einen Streifzug durch die Biovision-Projekte in Subsahara-Afrika oder auf der internationalen Bühne und entdecken Sie dabei selbst, wie vielfältig Agrarökologie ist. Herausstechende agrarökologische Initiativen aus der Schweiz stellen wir Ihnen auf der Seite Leuchttürme der Agrarökologie vor.
Hunderte Landwirt:innen erhalten jedes Jahr agrarökologisches Wissen an der Bio-Bauernschule von Sustainable Agriculture Tanzania (Partnerorganisation von Biovision).
Seit unserer Gründung 1998 fördern wir agrarökologische Lösungen in Afrika südlich der Sahara. Dort entwickeln wir seit über 20 Jahren mit einem starken Partnernetzwerk praxisorientiertes agrarökologisches Wissen. Kleinbäuerinnen und -bauern wenden heute vermehrt agrarökologische Methoden an, entwickeln sie weiter und verbessern dadurch ihre Lebensumstände. So gewann Agrarökologie in Afrika in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung (siehe Video oben). Immer mehr Landwirt:innen und Entscheidungstragende in der Politik anerkennen Agrarökologie als überzeugenden Ansatz, mit dem genügend und gesunde Nahrung produziert werden kann, ohne die Lebensgrundlagen zu zerstören (einen grossen Erfolg erzielte Biovision hier z.B. 2022 in Murang’a, Kenia.) Weiterhin eine grosse Herausforderung bleibt jedoch die ungenügende Finanzierung agrarökologischer Forschung und Bildung.
Für eine nachhaltige Ernährungszukunft Schweiz
Auch in der Schweiz wächst das Interesse und die Aufmerksamkeit auf politischer Ebene für Agrarökologie. Sie wird allerdings hauptsächlich in der Entwicklungszusammenarbeit konkret gefördert. Im Inland dagegen richtet sich die Politik noch grösstenteils auf konventionelle Landwirtschaft aus. Agrarökologische Initiativen erhalten noch viel zu wenig Unterstützung. In der Praxis hingegen gehen mutige und innovative Pionierinnen und Pioniere seit Jahren tatkräftig voran: Hunderte von funktionierenden Beispielen zeigen, dass Agrarökologie in der Schweiz existiert, funktioniert und wirkt. Das von Biovision mitinitiierte Netzwerk #agroecologyworks! präsentiert jedes Jahr im Oktober im Rahmen der Tage der Agrarökologie (hier geht es zum Programm 2023) eine Vielzahl davon und zeigt, welch enormes Potenzial damit vom Acker bis auf den Teller entfaltet werden kann.
Selber erkunden und entdecken
Durchstöbern Sie hier Beiträge zum Thema auf unserer Webseite oder beginnen Sie auf einer der folgenden Seiten ihre persönliche Entdeckungsreise:
- Biobauer Markus Schwegler erklärt die 13 Prinzipien der Agrarökologie
- Agrarökologie Informations-Pool von Biovision (Englisch)
- Video: The 10 Elements of Agroecology, FAO
- Mit Agrarökologie gegen den Klimawandel, Studie Biovision/FAO
- Agrarökologie zur Erreichung der SDG, nationales FAO Komitee CNS FAO
- Agroecologyworks! Schweizer Netzwerk für Agrarökologie
- Agrarökologie und Umwelt, Agroscope
- Agrarökologie beim FiBL