Bienenparadies: So verwandeln Sie Ihren Garten oder Balkon in einen Bienen-Hotspot

Von

Nicole Blasko, Biovision

Wildbienen in Gefahr: Erfahren Sie, warum die fleissigen Bestäuber bedroht sind und wie Sie mit einheimischen Pflanzen und bienenfreundlichen Massnahmen Ihren Garten oder Balkon zum Bienenparadies machen können – und damit einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten.

Wildbienen in Gefahr – Gründe für den Rückgang

In den letzten Jahren hat die Anzahl der Wildbienen stark abgenommen, was auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist. Einer der wichtigsten Faktoren ist die Entfernung zwischen Bienennest und Bienennahrung. Wenn Wildbienen länger als 350 Meter fliegen müssen, um an Futter zu kommen, dann haben sie Schwierigkeiten genügend Energie aufzubringen und ihre Larven zu versorgen. Eine Verlängerung der Flugstrecke um nur 150 Meter führt zu einem Rückgang der Brutzellen um 25% und einer Abnahme der überlebenden Nachkommen um 75% (FiBL 2016). Insbesondere die verlängerten Flugdistanzen zwischen Nahrungspflanzen und Nest sowie die Abnahme der Artenvielfalt durch Monokulturen und den Einsatz von chemisch-synthetischen Giftstoffen wie Pestiziden haben zu einem Rückgang beigetragen. Und wussten Sie: Wildbienen sind leistungsstärker und effizienter als Honigbienen, da sie bereits bei geringer Sonneneinstrahlung und tieferen Temperaturen fliegen können. Auch deshalb ist es wichtig, dass wir Menschen einen erheblichen Beitrag zur Nahrungssicherheit der Wildbienen leisten, indem wir das Nahrungsangebot und -netz vergrössern und die Flugdistanzen zwischen Futterquelle und Nest minimieren.

Die Bedeutung von einheimischen Pflanzen für Wildbienen

Indem wir auf einheimische Pflanzen setzen, können wir Wildbienen auf unserem Balkon oder in unserem Garten unterstützen. Einheimische Pflanzen sind für Insekten besonders wichtig, da sie die richtige Eiweisszusammensetzung in den Pollen haben, was für die Entwicklung der Bienenlarven entscheidend ist.

Einheimische Pflanzen können sich ausserdem besser entwickeln und brauchen weniger Pflegearbeit, da sie ans Klima angepasst sind. Auf Einheimisch oder nicht? kann man jede Pflanze bezüglich seines Standortes genau identifizieren und überprüfen, ob sie einheimisch ist oder nicht. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass es keine invasiven oder chemisch gezüchteten Arten sind. Auch gezüchtete Zierpflanzen sollte man lieber nicht setzen, da sie oft keinen Nektar oder Pollen produzieren, oder die Bienen keinen Zugang zur Blüte finden.

Eine Blumenwiese mit wildbienenfreundlichen Pflanzen. (Bild: Kristina Paukshtite /pexels)

Ihr Guide für wildbienenfreundliche Pflanzen

Dieser Guide für wildbienenfreundliche Pflanzen präsentiert Ihnen alle einheimischen Pflanzen, die als Nahrungsquelle für Wildbienen besonders geeignet sind – damit Sie Ihren Garten oder Balkon in ein Paradies für Wildbienen verwandeln und somit dazu beitragen, die Artenvielfalt zu erhalten. Laden Sie unsere Liste jetzt herunter, um Teil der Bewegung für den Schutz unserer natürlichen Umwelt zu werden. 

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Kauf von Samen und Pflanzen – Was beachten?

Achten Sie beim Kauf von Samen und Pflanzen darauf, dass diese nicht gezüchtet und ohne Pestizide sind. Es gibt Pflanzen, die von Natur aus wenig Nektar und Pollen liefern und deshalb wenig Nutzen für Bienen haben, so beispielsweise Chrysanthemen, Geranien, Flieder, Pfingstrosen, Tulpen, Zuchtrosen. Ein weiterer zentraler Faktor bei der Auswahl der Pflanzen ist die Vielfalt und Saisonalität. Denn das Hauptproblem der Bienen ist, dass sie oft nur in den Sommermonaten genügend Nektar und Pollen finden. Umso wichtiger, dass Sie auf unterschiedliche Blütezeiten achten, damit die Bienen von Frühling bis Herbst ausreichend Nahrung finden.
Legen Sie etwa im Garten Wildblumenbeete, Sträucher oder Hecken an sonnigen Standorten an. 
Im Garten eignen sich unter anderem Linden-, Apfel- und Kirschbäume. Auf dem Balkon zählen Wildbienen Korn- & Glockenblumen, die echte Kamille oder Schafgrabe zur Leibspeise der Bienen. An schattigen Standorten eignen sich beispielsweise Lungen-, Johanniskraut oder Vergissmeinnicht. Neben Wildblumen dienen auch Kräuter wie Thymian, Bohnenkraut oder Rosmarin den Wildbienen. 

Wie Sie Wildbienen unterstützen können: Nestplatz als wichtiger Faktor

Neben der richtigen Pflanzenauswahl können Sie Wildbienen auch beim Nestplatz helfen. Anders als Honigbienen bauen Wildbienen ihre Nester alleine und benötigen Nistplätze, Nahrung und Baumaterial im Umkreis von 200-300 Metern. Mit dem Bereitstellen einer sandgefüllten Mulde, einem Sandhaufen oder einer Blumenkiste mit Sand können Sie auf Ihrem Balkon oder im Garten einen Nistplatz zur Verfügung stellen. Auch ein Stück Totholz oder ein leeres Schneckenhaus kann als Nistplatz dienen. Wildbienen verwenden Baumaterialien wie Pflanzenstängel, Laub oder Blütenblattstücke, Harz, Mark- oder Holzpartikel. Deshalb sollten Sie abgefallene Blätter und Äste liegen lassen, um den Wildbienen das Material zur Verfügung zu stellen. Durch das Bereitstellen eines Nistplatzes unterstützen Sie nicht nur die Wildbienen, sondern tragen auch zur Erhaltung eines gesunden Bodens bei.

Zwei Kinder hören in den Boden

Sounding Soil

Das Biovision-Projekt Sounding Soil zeigt den Zusammenhang zwischen gesundem Boden und der Biodiversität von Insekten wie Wildbienen auf. Ein gesunder Boden bietet Wildbienen und anderen Insekten einen wichtigen Lebensraum und Nahrungsquelle. Durch die Schaffung von Nistplätzen und bienenfreundlichen Pflanzen in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon tragen Sie nicht nur zur Erhaltung der Wildbienen bei, sondern unterstützen auch einen gesunden Boden und somit die gesamte Ökosystemleistung. Erfahren Sie mehr über Sounding Soil und entdecken Sie die faszinierende akustische Klangwelt der Böden.

Mehr über Sounding Soil

Zahlen und Fakten über die Wildbienen

In der Schweiz sind rund
0
% der 600 Wildbienenarten gefährdet
Eine Wildbiene besucht bis zu
0
Blüten pro Tag
Von der Bestäubung von
Wildbienen sind
0
% der globalen Nahrungsmittelpflanzen abhängig

Schritt für Schritt Anleitung: Wie Sie Ihren Garten oder Balkon wildbienenfreundlich machen

 
  1. Setzen Sie mit Hilfe von Bee-Finder und Einheimisch oder nicht? auf einheimische und für Ihren Standort angepasste Pflanzen.
  2. Achten Sie bei der Wahl der Pflanzen auf eine möglichst breite Vielfalt, so dass Wildbienen die ganze Saison über Nektar und Pollen finden. Die exakten Nektar- und Pollenwerte der Pflanzen finden sie bei Bienen.ch.
  3. Vermeiden Sie invasive oder chemisch gezüchtete Arten und setzen Sie stattdessen auf natürliche Samen und Pflanzen ohne Pestizide. Empfehlenswerte Samenanbieter sind beispielsweise Artha oder Sativa.
  4. Lassen Sie Blumen an Obstbäumen blühen und vermeiden sie häufiges Schneiden von Sträuchern und Stauden.
  5. Schaffen Sie aus Sand, Totholz oder leeren Schneckenhäusern nahgelegene Nistplätze. Heruntergefallene Blätter und Äste am besten liegen lassen. Eine Anleitung zum Bau eines Nistplatzes finden Sie unter Lebensraum für Wildtiere.

Übrigens, in unserem Bienen-Projekt für junge Unternehmer:innen fördern wir gemeinsam mit dem icipe Imkerei und Biodiversität in Äthiopien. Dort lernen Jugendliche den Umgang mit Bienen sowie die Verarbeitung und Vermarktung von Honig und Bienenwachs. Dadurch verbessert sich Einkommenssituation der jungen Menschen und die Bienenhaltung erhöht die Pflanzenvielfalt. 

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