In Ostafrika ist Honig sehr gefragt und erzielt im Verkauf gute Preise. Das wissen auch zahlreiche Kleinbauernfamilien in Tolay (Äthiopien) spätestens seit 2011. In den vergangenen sieben Jahren ermöglichte Biovision in dieser abgelegenen Region über 1000 Menschen eine Ausbildung als Imkerin und Imker in moderner Bienenhaltung. Der Umgang mit einfachen Bienenkästen anstelle von Körben oder hohlen Rundhölzern, der Gebrauch von „Smokern“ und die Verwendung handbetriebener Zentrifugen sind heute in Tolay Standard. Imkerinnen und Imkern können so reinen Honig in Bioqualität produzieren. Biovision vermittelt den Auszubildenden zudem wichtiges Wissen zur Honigvermarktung.
Moderne Haltung, nicht nur fürs Tierwohl
Von der Ausbildung zu moderner Bienenhaltung profitieren sowohl Mensch, Biene und Umwelt, denn traditionelle Imker hantieren mit offenem Feuer, was dem Honig einen starken Rauchgeschmack verleiht, ganze Bienenvölker vernichtet und nicht selten zu Buschbränden führt. Ausserdem ist es Frauen nicht erlaubt auf Bäume zu klettern, weshalb sie von der Honigproduktion ausgeschlossen wurden. An modernen Bienenkästen kann hingegen im Stehen gearbeitet werden. Im Projekt von Biovision sind heute 35 % der Bienenhalter Frauen.
In Tolay summt und brummt es. Millionen von Honigbienen leben in der Region, bestäuben Kulturpflanzen und sichern so Ernährung und Einkommen von rund 20’000 Menschen. Allein im Jahr 2017 wurden über 20t Tonnen Honig über die Union abgesetzt.
Erfolge und nächste Schritte
Im Jahr 2016 besuchte die MasterCard Foundation das Projekt. Die Stiftung war derart überzeugt vom Projektansatz in Tolay, dass sie das icipe (Internationales Insektenforschungsinstitut), die Biovision-Partnerin vor Ort mit US$ 10.35 Millionen unterstütze, um die moderne Bienenhaltung im ganzen Land zu verbreiten und so 12‘500 Arbeitsplätze für arbeitslose junge Menschen zu schaffen.
Heute ist das Projekt in Tolay selbsttragend. Die Imkerinnen und Imker vermarkten ihr Produkt über die Honig-Union, in Kooperativen wird das Wissen zur modernen Bienenhaltung weitergegeben und neue Synergien bezüglich Verkaufs- und Werbekanälen sind im Gespräch. Das Projekt wurde Ende 2017 abgeschlossen. Erfahrungen daraus fliessen in das neue Projekt, welches dieses Jahr im Norden Äthiopiens in der Wag Himra Zone gestartet ist ein. Es fokussiert den Aufbau von Jungunternehmen zur Honigproduktion und –vermarktung in abgelegenen Berggebieten und die Anpflanzung einer ganzjährigen Bienenweide.
Bienen sind wichtige Dienstleistende für die Landwirtschaft und das Ökosystem, indem sie auch Nahrungspflanzen für die Menschen bestäuben. Sie verdienen besondere Aufmerksamkeit und Schutz. Denn nur durch gesunde, stabile Bienenpopulation kann die landwirtschaftliche Produktion und so die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung sichergestellt werden.