«Farngut & Honesta» im Kurzporträt
Das Projekt begann mit einer Vision von Bio-Bauer Markus Bucher: Auf den 35 Hektaren des Farngut-Hofs sollten statt eintönigen Monokulturen eine Vielfalt an Gemüse und Obstbäumen in Wechselwirkung mit der Natur gedeihen. Im Rahmen des Projektes «Honesta» (spanisch für «ehrlich») entschloss er sich deshalb, gemeinsam mit einem Maschinenhersteller sowie der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL und dem Kompetenzzentrums des Bundes «Agroscope» Pionierarbeit zu leisten. Gemeinsam entwickelten sie nach Markus Buchers Vorstellungen eine revolutionäre High-Tech Maschine. Mit dieser kann der sonst arbeitsintensive Mischkulturanbau mechanisiert und in die industrielle Landwirtschaft integriert werden. Dabei entwickelt «Honesta» gleichzeitig die Mischkultur weiter: vom Anbau in Reihen hin zu einem Kreissystemanbau und damit zu einer «echten» Mischkultur. So zeigt das Projekt auf, wie man durch Mechanisierung in der Landwirtschaft auch Vielfalt statt Monokultur fördern kann.
Biovision bietet mit der Rubrik «Beispiele für ein nachhaltiges Ernährungssystem» jenen Initiativen und Projekten in der Schweiz eine Bühne, welche ohne unsere Begleitung oder finanzielle Unterstützung ein nachhaltiges Ernährungssystem mitgestalten. Damit zeigen wir, dass zukunftsfähige Lösungen existieren und ein Wandel möglich ist.
Farngut & Honesta im Internet
Einsatz für einen gesunden Boden
Das Projekt sticht durch eine hohe Resilienz und Ressourcensicherheit hervor. Neben einer allgemein sehr naturnahen und biologischen Produktion setzt Markus Bucher auf die Gesundheit der Böden (Prinzip 3 in der Grafik). Die konventionelle Bodenbearbeitung funktioniert in seinen Augen langfristig nicht: Mit schweren Erntemaschinen und Traktoren wird der Boden verdichtet und hinterher mit dem Pflug wieder aufgerissen. Dies bedeutet einen enormen Energieverbrauch und negative Konsequenzen für Bodenlebewesen. Markus Bucher bearbeitet hingegen nur die oberste Schicht des Bodens. So schützt er nicht nur das Leben im Boden. Auch viele Naturflächen auf und zwischen den Feldern sorgen für eine hohe Biodiversität (Prinzip 5). Zudem hat er Baumreihen auf den Feldern gepflanzt und baut seine Gemüsekulturen in Mischkulturen an. Beides trägt neben der biologischen zu einer wirtschaftlichen Diversifizierung bei.
Mit Technik hin zur «echten» Mischkultur
Markus Bucher will die Mischkultur in Streifen zur «echten» Mischkultur weiterentwickeln, in der die verschiedene Kulturen in Kreisen kreuz und quer auf dem Feld verteilt wachsen und so ein funktionierende Ökosystem bilden. Um dieses zu entwickeln, setzt Markus Bucher auf gemeinsame Wissensgenerierung (Prinzip 8). In einem Forschungsprojekt an der Schnittstelle der ökologischen Permakultur und modernsten technischen Möglichkeiten im Pflanzenbau erarbeitet er in Zusammenarbeit mit einem Technik-Team eine Maschine und testet sie direkt auf seinem Feld. Dabei weiss die Maschine, was wo wächst, und kann sähen, jäten, pflegen und ernten. Das spezielle daran: Die Maschine arbeitet von oben. Somit wird der Anbau und die Ernte von kreisförmig angeordneten Kulturen ermöglicht und der Boden wird nur punktuell bearbeitet und bleibt in seiner Struktur und Vitalität erhalten.
Die agrarökologischen Prinzipien, die sich um soziale Gerechtigkeit drehen, sind integraler Bestandteil der Vision von Markus Bucher (Prinzip 8 bis 13). Nebst abwechslungsreichen und spannenden Arbeitsplätzen für landwirtschaftliche Fachkräfte, bietet der Betrieb auch Arbeitsplätze für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt wenig Chancen haben. Durch seine Innovationskraft trägt der Betrieb direkt zur Schaffung von echten Alternativen für ein nachhaltiges Ernährungssystem bei. Ausserdem möchte Markus Bucher in Zukunft seine solidarische Landwirtschaft, die Direktvermarktung sowie seinen Dorfgarten weiter ausbauen. Auf politischer Ebene ist Markus Bucher nicht aktiv, weshalb die Aktivitäten in dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit weiter ausgebaut werden könnten.
So funktioniert die Bewertung mit B-ACT
Das B-ACT spiegelt die Ausrichtung von Unternehmen, Projekten und Initiativen an den 13 agrarökologischen Prinzipien des «High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition» (HLPE) wider (siehe «Agrarökologie kurz erklärt»).
Dabei ist jedes Prinzip in eines der drei übergeordneten Themen eingeordnet:
- Erhöhung der Ressourceneffizienz
- Stärkung der Resilienz
- Sicherung der sozialen Gerechtigkeit
Zu allen Prinzipien wurden von Biovision in Zusammenarbeit mit Partner:innen Fragen erarbeitet, die in das B-ACT eingebaut wurden. Je mehr Fragen für eine Initiative oder ein Geschäftsmodell positiv beantwortet werden können, desto höher ist der Beitrag zu dem entsprechenden Prinzip.
Damit punktet das Projekt
- Das Projekt «Honesta» arbeitet auf eine Mechanisierung von «echten» Mischkulturen hin und ist einzigartig in der Schweiz. Die Methode ermöglicht es Grossbetrieben, vielfältig und zukunftsgerichtet anzubauen.
- Das Projekt wird auf dem Farngut-Hof getestet, mit der Idee, in Zukunft auf andere Betriebe zu skalieren. Die Kombination mit Anbauversuchen, bei denen die Erträge, die Pflanzen- und Bodengesundheit und der Wasserverbrauch gemessen und ausgewertet werden, liefert dafür wichtige Daten.
- Der Farngut-Hof liefert ein eindrückliches Praxisbeispiel, wie sich kleine und grosse Betriebe ökonomisch und ökologisch diversifizieren lassen. Der Mischkulturanbau geht auf dem Betrieb Hand-in-Hand mit der Förderung der Biodiversität, der Diversifizierung der landwirtschaftlichen Flächen mit Agroforst und der Schonung des Bodens.
Diese Herausforderungen bestehen für das Projekt
Der Farngut-Hof und das Projekt «Honesta» leisten mit grossem Engagement eindrückliche Pionierarbeit und demonstrieren das Potenzial des «echten» Mischkulturanbaus direkt auf dem Versuchsfeld. Dennoch ist eine langfristig gesicherte Finanzierung für die Entwicklung einer solchen neuartigen High-Tech-Maschine eine grosse Hürde.
Projekte, wie sie vom Farngut-Hof mit dem Projekt «Honesta» initiiert werden, sind zukunftsorientiert. Damit sie ihr Potential entfalten, braucht es mehr gezielte finanzielle Förderung solcher technologischen Innovationen. Entsprechend empfahl das wissenschaftliche Gremium Ernährungszukunft Schweiz mit über vierzig Forscherinnen und Forschern führender Institutionen in der Schweiz die Einführung eines Transformationsfonds.