Schweizer Premiere: erster nationaler Bürger:innenrat zur Ernährungspolitik

Von

Martin Grossenbacher

Angesichts des Krieges in der Ukraine, der Klimakrise und der COVID-Pandemie wird die Frage nach dem besten Ernährungssystem für die Zukunft heiss diskutiert. Die Schweizer Ernährungspolitik soll rasch nachhaltiger und krisenresistenter werden. Ab Mitte Juni befasst sich der erste nationale Bürger:innenrat der Schweiz mit diesem Thema. Er ist Teil des Projekts „Ernährungszukunft Schweiz“, das am Dienstag, 17. Mai in Bern an einer Medienkonferenz vorgestellt wurde.
Ein Kind mit gestreiftem Pullover isst einen Teller Suppe.
(Bild: Shutterstock)

«Mit dem Bürger:innenrat erhält die Bevölkerung erstmals eine Stimme, um Empfehlungen für konkrete Massnahmen für eine zukünftige Ernährungspolitik in die laufende Diskussion einzubringen» erklärt Daniel Seifert, Leiter des Projekts Ernährungszukunft Schweiz von der Stiftung Biovision. Der Bürger:innenrat für Ernährungspolitik nimmt Mitte Juni 2022 seine Arbeit auf. «Im Bürger:innenrat sitzen Köch:innen neben Kindergärtner:innen und Rentner:innen neben Jugendlichen», führt Seifert das Schweizer Pionierprojekt weiter aus. Die 100 ausgelosten, in der Schweiz wohnhaften Menschen repräsentieren die Schweiz bezüglich verschiedener Merkmale wie beispielsweise dem Geschlecht, dem Alter oder Verteilung der Stadt-Land-Bevölkerung. Der Bürger:innenrat thematisiert an elf Treffen die Frage: «Wie soll eine Ernährungspolitik für die Schweiz aussehen, die bis 2030 allen Menschen gesunde, nachhaltige, tierfreundliche und fair produzierte Lebensmittel zur Verfügung stellt?». Am 6. November 2022 verabschieden die Teilnehmenden die von ihnen erarbeiteten Empfehlungen, welche anschliessend an die Politik und Verwaltung übergeben werden.

Der Bürger:innenrat als Dialoginstrument

Mit dem Bürger:innenrat nehmen die drei Trägerorganisationen* einen Impuls des Bundesrats auf. Dieser strebt mit seiner Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 einen Wandel hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem in der Schweiz an. Wie schon im Vorfeld des UN-Ernährungssystemgipfel 2021 setzt der Bundesrat dabei weiter auf Dialog. «Ein Bürger:innenrat schafft den Raum für einen solchen Dialog, und zwar sowohl zwischen Repräsentant:innen aus der Bevölkerung wie auch mit Vertreter:innen relevanter Interessengruppen im Ernährungssystem», erklärt die für das Projekt mitverantwortliche Carole Küng, Co-Direktorin des Schweizer Netzwerks für Nachhaltigkeitslösungen (SDSN).

* Über Ernährungszukunft Schweiz

Das Projekt Ernährungszukunft Schweiz wird getragen von der Stiftung Biovision, dem Sustainable Development Solution Network Switzerland (SDSN) und Landwirtschaft mit Zukunft. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), das Bundesamt für Umwelt (BAFU) sowie die Stiftungen Mercator, SNL, Drittes Millenium und Minerva unterstützen das Projekt finanziell.

Weitere Beiträge

Konsum

Swiss Overshoot Day 2025: Ab jetzt leben wir auf Pump

Am 7. Mai ist Swiss Overshoot Day – auch Überlastungstag genannt. Ab jetzt leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen und auf Kosten der Umwelt. Einer der Hauptfaktoren für diese folgenschwere Überlastung: unsere Ernährung.
Über uns

Fünf Jahre Biovision in der Westschweiz 

Die Geschäftsstelle von Biovision in der Westschweiz, mit Sitz in Genf, feierte im Dezember 2024 ihren fünften Geburtstag. Gelegenheit, um auf die wichtigsten Meilensteine und Erfolge der letzten Jahre zurückzublicken – und sich auf das zu freuen, was noch kommt.
Politik

Die Schweizer Ernährungszukunft ist agrarökologisch

Das Schweizer Ernährungssystem ist Treiberin und Leidtragende verschiedener Krisen und Probleme, wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und soziale Ungleichheiten. Deshalb fördert Biovision die Agrarökologie – für eine nachhaltigere Ernährungszukunft.
Wissen

Die Schweizer Leuchttürme der Agrarökologie

Mit erfolgreichen Praxisbeispielen der Agrarökologie, den sogenannten «Leuchttürmen», zeigt Biovision die Zukunft unseres Ernährungssystems.