In Sachen Gleichberechtigung scheint Äthiopien auf der Überholspur zu sein: Seit Oktober 2018 hat das Land mit Sahle-Work Zewde erstmals in seiner Geschichte eine Präsidentin. Und auch die Regierungsämter sind seit letztem Herbst gerecht verteilt: 10 der 20 Plätze im äthiopischen Kabinett werden von Frauen besetzt.
Im ländlichen Äthiopien ist die Gleichberechtigung von Frau und Mann aber noch in weiter Ferne (vgl. „Die Imkerinnen von Dehanna„). Dennoch wäre Ungeduld fehl am Platz, insbesondere von uns in der Schweiz. Denn in Sachen Gleichstellung von Frau und Mann ist die Schweiz noch immer das konservativste Land Europas, obwohl die Frauen heute besser ausgebildet sind als die Männer.
Der Aufbruch der Frauen ist dringender denn je
Wir haben grosse Defizite, zum Beispiel in den Leitungspositionen von Unternehmen mit nur gerade 7% Frauenanteil, bei der Lohndiskriminierung oder der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch im Parlament entscheidet nur knapp ein Drittel Frauen über die Geschicke der Schweiz mit. Im Bundesrat sieht es etwas besser aus: Mit drei Bundesrätinnen und vier Bundesräten ist fast die Parität erreicht – wie in Äthiopien. Der Aufbruch der Frauen im Süden wie im Norden ist dringender denn je, um Herausforderungen wie Klimawandel, Armut, Hunger und soziale Konflikte zu meistern.
(Dieser Text wurde erstmals im Print-Newsletter vom Juni 2019 publiziert.)