






Wussten Sie, dass Toggenburgerinnen und Toggenburger in Kenia berühmt und äusserst beliebt sind? Nicht Schwingerkönige oder Schanzenspringer, sondern solche mit Bart, Hörnern und vier Beinen: Toggenburger Ziegen sind bei kenianischen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sehr gefragt wegen ihrer hohen Milchleistung.Josephine Ithiru etwa, eine siebzigjährige Grossmutter aus Chuka, ist stolz auf ihre kleine Herde. Die neun Ziegen leben in einem sorgfältig gezimmerten Stall. Das bringt grosse Vorteile bezüglich Hygiene, Tiergesundheit, für das Sammeln des Mists oder das saubere Melken. Josephine braucht die Ziegenmilch für die Familie, die jungen Böcke verkauft sie für gutes Geld.In jüngster Zeit richtet sie ihr Augenmerk speziell auf den Ziegenmist, den sie täglich sammelt, dem Kompost beimischt oder zur Herstellung von Flüssigdünger verwendet. «Das ist neu für mich», sagt sie und betont, dass sie damit viel bessere Mais- und Bohnenernten erziele als früher. Damals setzte sie auf Kunstdünger. Der war aber teuer und die Erträge blieben mässig. Seit ein paar Jahren beteiligt sich Frau Ithiru als eine von 60 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern am Projekt «Langzeit-Systemvergleich», das vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) durchgeführt und von der Stiftung Biovision, der Schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), dem Liechtensteinischen Entwicklungsdient (LED) und dem Coop-Fonds für Nachhaltigkeit unterstützt wird. In dieser wissenschaftlichen Langzeitstudie werden ökologische und konventionelle Anbaumethoden in den Tropen systematisch und unter gleichen Bedingungen miteinander verglichen.
«Biolandbau ist analog»
Josephine Ithiru testet den Input und Output verschiedener Düngermischungen in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Nach der ersten Projektphase ist für sie klar, dass Biolandbau der bessere Weg ist. Die Bilanz der beteiligten Wissenschaftler fällt differenzierter aus. Sie kommen zum Schluss, dass der biologische Anbau in den Tropen vergleichbare Erträge bringt wie konventionelle Methoden – jedoch bei längerfristig höherem Einkommen für die Bäuerinnen und Bauern.
Josephine empfängt regelmässig Besucherinnen und Besucher aus der Umgebung, zeigt ihnen ihre Testfelder und informiert sie über die Vorteile der biologischen Anbaumethoden. «Die Leute sind jeweils sehr beeindruckt », erzählt sie. Aber sie vermutet, dass vor allem Junge die ökologischen Techniken als aufwändig einschätzen. «Es ist schwierig, Jugendliche zu erreichen. Biolandbau ist analog», sinniert die alte Bäuerin. «Die Jungen wollen aber digitale und schnelle Lösungen». Sagt’s und streckt ihrem Toggenburger Bock ein Bündel Grünzeug hin. Der lässt sich nicht zweimal bitten und beginnt sofort an den Blättern zu knabbern. «Echt analog,» lächelt Josephine, «er weiss genau, worum es geht …»