Not macht erfinderisch

Von

Simon Gottwalt, Biovision

Das Malaria-Projektteam unserer Partnerorganisation in Kenia fand einen Weg, ihre Präventionsarbeit trotz Corona weiterzuführen – und gleichzeitig Covid-19-Prophylaxe zu betreiben.

Auch für das Malaria-Projektteam des internationalen Insektenforschungsinstituts icipe in Nairobi, Kenia, war 2020 kein einfaches Jahr. Die Covid-19-Pandemie brachte für unsere Partnerorganisation grosse Herausforderungen: Reisen und Schulungen, vor allem aber die Forschungsarbeit, waren stark eingeschränkt. So verzögern sich die Vorbereitungen für die grosse Feldstudie, mit der die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Wirksamkeit der integrierten Krankheitsbekämpfung für Mensch und Tier nachweisen wollen.

Malariabekämpfung droht grosser Rückschlag

Schlimmer jedoch: Die Malariabekämpfung droht durch die Einschränkungen um Jahre zurückgeworfen zu werden. Es wird befürchtet, dass – nach einem Rückgang in den letzten Jahren – die Malaria-Todeszahlen wieder steigen könnten. Das icipe-Team um Projektleiterin Ulrike Fillinger versucht, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. In den beiden Projektgebieten in Busia am Viktoriasee und Kwale, nahe der kenianischen Küste, installierte das Team sogenannte «Tippy-taps» – eine Art improvisierte Wasserhähne zum Händewaschen, einfach, günstig und wirkungsvoll. Es braucht dazu nicht mehr als einen 5-Liter-Wasserkanister, vier Stöcke und ein Stück Schnur. Daraus entsteht im Handumdrehen eine Vorrichtung, die sich mit dem Fuss bedienen lässt, sodass man beide Hände unter dem fliessenden Wasser waschen kann ohne dabei den Container zu berühren.

Genial einfach

Zusammen mit den Dorfgesundheitshelferinnen und -helfern wurden Tippy-taps für mehr als 100 Haushalte aufgestellt. Die so einfache wie geniale Konstruktion sorgt für grosse Begeisterung: Weitere Dorfbewohnerinnen und -bewohner haben die Idee übernommen und nach dem Vorbild der Tippy-taps eigene Waschstellen errichtet. Das Biovision-Projekt leistet so einen praktischen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie, aber auch generell zu einer verbesserten Hygiene – im ländlichen Kenia sind schwere Durchfallerkrankungen nach wie vor ein grosses Problem, vor allem bei Kindern. Das Projektteam nutzt ausserdem die Aufmerksamkeit, die beim Aufstellen der Tippy-taps entsteht und organisiert gleichzeitig so genannte Freiluft-Kliniken.

Dringend nötige Aufklärung

Bei diesen Informationsveranstaltungen werden die Dorfbewohner darüber aufgeklärt, wie man sich vor Covid-19 schützen kann. Die Wissenschaftlerinnen und Dorfgesundheitshelfer, die hohes Ansehen in der Bevölkerung geniessen, können so der Ausbreitung von Gerüchten und Fehlinformationen entgegenwirken, die leider auch in Kenia weit verbreitet sind. Gleichzeitig klären sie darüber auf, wie wichtig die Bekämpfung der Malaria nach wie vor ist. Einige staatliche Programme, wie die Verteilung von Moskitonetzen, wurden während der Pandemie unterbrochen und viele Menschen, die medizinische Betreuung und Behandlung benötigen würden, trauen sich nicht mehr in die Gesundheitszentren. Eine nachhaltige Malariaprävention ist jetzt – während der Corona-Pandemie – wichtiger und dringender denn je.

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