«In meinem Berufsleben habe ich mich zweimal so richtig verliebt», sagt Françoise Sergy. Dafür, dass sie kurz vor der Pensionierung steht, versprüht sie noch viel jugendliche Energie – dazu eine grosse Portion britischen Charme. Geboren wurde die Künstlerin und Gärtnerin in der Schweiz, in Sainte-Croix im Waadtländer Jura. Dort besitzt sie ein Häuschen, das sie einst dank einer Erbschaft kaufen konnte. Bereits mit 18 ist sie von zu Hause weggezogen, nach London, zu ihrer ersten grossen Liebe: dem Tanz. Sie absolvierte die London School of Contemporary Dance. In der englischen Hauptstadt lebt sie noch heute.
Die zweite Liebe traf sie dann mit 40. «Als Tänzerin bekommst du mit dem Älterwerden immer mehr Verletzungen», sagt sie. «In diesem Alter musst du dir etwas überlegen.» Fotografie und Kunst hatte sie bereits für sich entdeckt als eine alternative Ausdrucksform zum Tanz. Doch damit konnte sie ihre Rechnungen nicht bezahlen. Sie hatte bemerkt, dass viele in ihrem Umfeld einen Garten besassen, aber keine Zeit hatten, ihn zu unterhalten. Also bot sie sich als Gärtnerin an. Sie realisierte jedoch: «Ich weiss nichts über Pflanzen.» Also begann sie eine Ausbildung in Gartenbau. Und je mehr sie lernte, desto mehr verliebte sie sich.
«An den Pflanzen liebe ich, wie verschieden sie von uns Menschen sind. Wir brauchen sie – sie brauchen uns nicht», sagt sie. «Wir reissen sie aus, schneiden sie in Stücke, essen sie – sie lassen es mit sich geschehen.» Im Garten des Hauses, in dem ihr Partner lebt, hat sie sich ein kleines Paradies erschaffen. «Ich würde nicht so weit gehen und für Pflanzen das Wort glücklich verwenden», sagt sie. «Aber ich schaue, dass ich ein diverses, gutes Umfeld schaffen kann, in welchem sie gedeihen können.» Und doch sieht sie die Lebewesen in ihnen: «Wenn ich Pflanzen porträtiere, stelle ich sie dar, wie ich Menschen darstelle: in ihrer Individualität, um ihren wahren Charakter zu zeigen.»
Die Klimakrise und ihre Folgen für Mensch und Umwelt beschäftigen Françoise Sergy stark. Eines Tages beschloss sie, die keine eigenen Nachkommen hat und auch kein Vermögen, ihr Haus in der Schweiz in Form eines Legats einer NGO zu vermachen. Im Internet stiess sie auf Biovision und fand gleich eine zentrale Gemeinsamkeit zu ihrer Arbeit: «Auch ich nähere mich Pflanzen in meiner Arbeit auf eine ganzheitliche Art.»
Sie schätze, so Sergy, dass Biovision sowohl Projekte in Subsahara-Afrika unterhält wie auch hier ansetzt, bei unserem Konsum. «Ich bin voll und ganz überzeugt vom Ansatz der Agrarökologie, wie ihn Biovision propagiert. Denn es ist offensichtlich: Wir müssen unser Ernährungsverhalten ändern.»
Über ihre Kunst wird Françoise Sergy weiter schon zu Lebzeiten ihren Teil beitragen, die Transformation der Ernährungssysteme voranzutreiben. Daneben wird sie auch nach ihrer Pensionierung einen Tag die Woche als Gärtnerin arbeiten, denn die Pension reicht nicht zum Leben. Doch, so sagt sie gut gelaunt: «Es fühlt sich ja nicht wie eine Pflicht an – eher wie Liebe.»
Mehr über Françoise Sergys Kunst: francoisesergy.uk