Der Name ist Programm: In Massen fällt die Raupe des Herbst-Heerwurms über die Äcker her, hinterlässt ein Schlachtfeld und marschiert dann weiter. Ist ein Feld befallen, zerstören die gefrässigen Larven bis zu 50% der Ernten, schreibt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Besonders stark betroffen ist der Mais, eines der Grundnahrungsmittel in Subsahara-Afrika. Bis zu 18 Millionen Tonnen Mais-Ernteverluste verursacht der Herbst-Heerwurm jährlich. Über 300 Millionen Menschen sind von den Folgen wie Hunger und Armut betroffen.
Bäuerinnen und Bauern können aufatmen
Angefangen hat alles mit einem blinden Passagier aus Amerika. 2016 entdeckte man den Herbst-Heerwurm, zu Englisch «fall armyworm», erstmals. Schnell wurde die Lage ernst, denn der Schädling verbreitete sich rasend schnell und ist heute in allen Ländern südlich der Sahara verbreitet.
Seither rücken Bäuerinnen und Bauern dem Schädling mit synthetischen Pestiziden auf die Pelle. Vergeblich. Denn viele der chemischen Wirkstoffe erreichen die Raupen im Inneren der Pflanzen oft nicht, töten aber wichtige einheimische Nützlinge und natürliche Feinde des Heerwurms. Zudem entwickelt häufig die nächste Generation des Schädlings eine Resistenz gegen das eingesetzte synthetische Pestizid. Hinzu kommen die gravierenden, negativen Folgen für die Gesundheit der Landwirtinnen und Landwirte sowie für die Umwelt.
Doch die Bäuerinnen und Bauern können bald aufatmen: Forscherinnen und Forschern am Insektenforschungsinstitut icipe in Nairobi gelang ein Durchbruch in der ökologischen Bekämpfung des Herbst-Heerwurms. Sie fanden drei einheimische Schlupfwespenarten, die das natürliche Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen wiederherstellen können. In einem Feldversuch setzten sie hunderttausende dieser Schlupfwespen in kenianischen Maisfarmen mit Herbst-Heerwurmbefall frei. Mit erstaunlichem Ergebnis: die freigelassenen Arten konnten die Schädlinge um bis zu 55% dezimieren. „Die freigesetzten Schlupfwespen arbeiten synergetisch, indem sie die Eier und Larven des Schädlings angreifen“, erklärt Dr. Samira Mohamed, Forscherin am icipe Nairobi in Kenia.
Integrierte Massnahmen helfen
Nach dem ermutigenden Feldversuch in Kenia sollen weitere Wespen gezüchtet werden. «Es gibt weitere Vorhaben für Massenfreisetzungen dieser nützlichen Insekten in anderen Maisanbaugebieten in Kenia. Ausserdem planen wir mit nationalen Partnern, die Freisetzung auch auf andere Länder im östlichen und südlichen Afrika auszuweiten», erklärt Sevgan Subramanian, Leiter des Themenbereichs Umwelt und Gesundheit am icipe. Der Mangel an technischen Kapazitäten für die Vermehrung der Wespenarten in verschiedenen Ländern stellt jedoch eine grosse Herausforderung dar.
Umso wichtiger ist es, den Menschen alternative Methoden der Schädlingsbekämpfung aufzuzeigen. Eine davon ist die Push-Pull-Bewirtschaftung, die vom icipe entwickelt wurde. Biovision hilft bei der Verbreitung der Methode und unterstützt bei der Anpassung an neue Standortbedingungen. Eine Studie zeigte, dass es in vom Herbst-Heerwurm befallenen Feldern, die mit der Push-Pull-Methode bewirtschaftet worden sind, rund 80 Prozent weniger Schäden gab als in normal bewirtschafteten Feldern. Die durchschnittliche Anzahl von Larven pro Pflanze war in den Push-Pull-Feldern 82.7 Prozent tiefer als in den Maisfeldern in Monokulturen. Zudem waren die Erträge wesentlich höher.
Aber auch andere umweltfreundliche Methoden wie der Zwischenfruchtanbau oder der Einsatz biologischer Pestizide sind ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Strategie. Für Millionen von Bäuerinnen und Bauern südlich der Sahara werden diese Massnahmen überlebenswichtig sein.