«Der Wunsch nach Veränderung steigt»

Von

Florian Blumer, Redaktor

Biovision bringt als Mitorganisatorin in Kenia Akteure aus Politik und Landwirtschaft in einem Forum zusammen. Martin Herren, Biovision-Projektverantwortlicher, ist überzeugt: Die Chancen für ökologische Veränderungen stehen gut.

Martin Herren, warum braucht es eine neue Austauschplattform in Kenia?

Bislang hatten sich in Kenia viele Akteure individuell oder in kleinen Gruppen für eine ökologische Transformation in der Landwirtschaft eingesetzt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, vereint aufzutreten, um die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger gemeinsam dazu zu bewegen, auf agrarökologische Ansätze zu setzen. Das Forum bietet zudem Raum für einen sachlichen, wissenschaftlichen Dialog zwischen den Interessengruppen.

Welches Interesse hat der kenianische Staat, sich in diesem Forum zu engagieren?

In der kenianischen Regierung ist die Erkenntnis gereift, dass mit «weiter wie bisher» Herausforderungen wie der Klimawandel oder das Bevölkerungswachstum nicht bewältigt werden können. Zudem steigt der Wunsch nach einer ökologischen Veränderung vonseiten der Bäuerinnen, der Konsumenten und auch von NGOs. Indem sich der kenianische Staat am ISFAA beteiligt, ist er an der Quelle der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und kann sich mit allen Akteuren gleichzeitig austauschen.

Wie stellt Ihr sicher, dass auf die Bedürfnisse der Bäuerinnen und Bauern eingegangen wird?

Das Forum schlägt eine Brücke von nationalen zu lokalen Akteuren. Es sind zahlreiche NGOs darin vertreten, die über enge Kontakte zu Bauerngruppen verfügen. Viele Forum-Aktivitäten finden zudem auf County-Ebene statt und wir laden immer wieder Vertreterinnen und Vertreter von Bauerngruppen nach Nairobi ein. So können sie über die Wirkung von agroökologischen Ansätzen und ihre drängendsten Probleme berichten. Damit entsteht ein fruchtbarer Dialog zwischen nationalen, regionalen und lokalen Akteuren.

Wie siehst du die Erfolgschancen des ISFAA?

Ich bin überzeugt, dass es gelingen wird, die Themen Agrarökologie und Agrobiodiversität prominenter in die nationale Debatte rund um das Thema Landwirtschaft einzubringen. Die Arbeit der Gruppe wird auch dazu beitragen, dass mehr wissenschaftliche Evidenz zum Thema geschaffen und mehr zum Thema an Universitäten gelehrt wird. Bis staatlich oder privatwirtschaftlich gestützte Programme aufgegleist werden, dürfte es jedoch noch etwas mehr Zeit brauchen.

Das «Intersectoral Forum on Agrobiodiversity and Agroecology» (ISFAA)

Im Rahmen des ISFAA, gegründet am 11. August 2020 in Nairobi, Kenia, treffen sich rund 40 bis 50 Entscheidungsträgerinnen, Wissenschaftler, Unternehmerinnen und Kleinbauern, die sich für eine ökologische Transformation der Landwirtschaft in Kenia hin zu mehr Agrarökologie und Agrobiodiversität einsetzen. Das Forum wurde von der Deutschen staatlichen Entwicklungsagentur in Zusammenarbeit mit Biovision lanciert.

Es verfolgt drei Hauptziele:

  1. die Mitglieder über ökologische Ansätze in der Landwirtschaft in Kenia zu informieren
  2. Raum zu bieten für Erfahrungs- und Meinungsaustausch.
  3. In kleinen Gruppen sollen konkrete Massnahmen wie Handungsempfehlungen, politische Stellungnahmen oder Lehrprogramme für Universitäten entwickelt werden.
Mehrere Schalen voll unterchiedlicher Samen.

Was stimmt dich zuversichtlich?

Das Forum erfährt eine aussergewöhnlich breite Unterstützung bei lokalen Akteuren. Besonders ist auch, dass das Ministerium für Landwirtschaft sowie das Ministerium für Umwelt gemeinsam als Gastgeber zum Forum einladen. Dies verleiht dem Forum eine hohe Legitimität und verschafft grosses politisches Gehör. Schliesslich ist die deutsche staatliche Entwicklungsagentur GIZ ein starker Träger der Plattform, die technische Expertise und Ressourcen einbringen kann.

Welche Rolle spielt der Klimawandel im ISFAA?

Aufgrund seiner Dringlichkeit wird der Klimawandel als Querschnittsthema in allen Arbeitsgruppen thematisiert. Das Potenzial der Agrarökologie zur Bekämpfung der Klimawandelfolgen wurde ja in der soeben erschienenen Studie von Biovision und der UNO-Welternährungsorganisation FAO wissenschaftlich untermauert. Durch die Revision der nationalen Klimaversprechen ist zurzeit politisch einiges in Bewegung in Kenia. Es besteht ein Momentum für Veränderungen – dies wollen wir nutzen.

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