Wer den Boden von Bauer Sulait Ssemwezi betritt, hat den Eindruck, nicht auf einem Feld, sondern in einer riesigen Halle zu stehen: Über den Köpfen die grossen Blätter der Bananenbäume und Zweige der Kaffeestauden. Und noch weiter oben das Dach aus Mango, Avocado, Mahagoni und anderen hohen Bäumen, die für einen angenehm kühlen Schatten sorgen.
Auch Maniok, Vanille, Bohnen, Kartoffeln, Beeren und vieles mehr gedeiht da. Die Vielfalt an Pflanzen ist überwältigend. Sein Feld bezeichnet Ssemwezi liebevoll als Garten. Und die Pflanzen darin sind – so erklärt er selbst – sein Fussballteam.
Der Torhüter ist die Matoke, wie die Kochbananen in Uganda genannt werden. Die Matoke bildet die Absicherung. Als Landwirt müsse er zuallererst die Ernährung seiner Familie sicherstellen. Deshalb baue er so viel Matoke an. Und was übrigbleibe, verkaufe er. Nur wer genügend zu essen hat, verfügt über Energie, um sich um die übrigen Pflanzen zu kümmern, etwa den Kaffee und die Vanille: «Diese Cash Crops bilden die Verteidigung. Sie ermöglichen mir ein Einkommen, mit dem ich etwa das Schulgeld für die Kinder bezahlen kann», erklärt Ssemwezi: «Das Mittelfeld bildet das Gemüse und die Früchte, die täglich für Abwechslung auf den Tellern meiner Familie sorgen und deren Überschuss mir ein zusätzliches Einkommen sichert. Und die Stürmer sind die Bäume: Auf lange Sicht kann ich ihr Holz verkaufen, wenn eine grössere Anschaffung ansteht, beispielsweise um mehr Landwirtschaftsfläche zu erwerben.»
Ssemwezi begann 1992, diese eine Hektare Land zu nutzen. Zuvor hatten seinen Grosseltern darauf konventionelle Landwirtschaft betrieben – und damit den Boden zerstört. Also begann er, ihn zu regenerieren. Auf dem kahlen Land setzte er Bäume und andere Pflanzen. Dabei orientierte er sich an der Agrarökologie, von der er allerdings nur wenig Kenntnisse hatte. 2007 schloss er sich Slow Food Uganda an, einer Partnerorganisation von Biovision, und besuchte Workshops und andere Bäuerinnen und Bauern, um von ihren Erfahrungen zu lernen.
Heute ist Ssemwezi Vorsitzender der Gruppe «Bukunja Organic Link» mit 30 Mitgliedern. Die je 15 Frauen und Männer tauschen ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus, helfen einander und befähigen sich so selbst, nachhaltig zu produzieren. Auf seinem Hof im Dorf Kanyenye erhält Ssemwezi immer wieder Besuch von anderen Bauern aus dem Bezirk Buikwe. Sein Wissen gibt er gerne weiter und erzählt von seinen Erfahrungen mit seinem Fussballteam.
Unterstützung erhält die Gruppe von Slow Food Uganda und Biovision. Direktvermarktung soll den Zwischenhandel ausschalten und den Bäuerinnen und Bauern bessere Preise für ihre Ernte bringen. Es geht darum, in Uganda einen Markt für Bioprodukte aufzubauen. Noch gibt es aber nur wenige Konsument:innen, die den Wert ökologischer Lebensmittel zu schätzen wissen – oder bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen.
Das Einkommen von Ssemwezi bleibt bescheiden. Aber er wusste es klug zu investieren: Er hat ein Grundstück von eineinhalb Hektaren gekauft, dass er ebenfalls nach den Grundsätzen der Agrarökologie bebaut. Und das Geld hat auch noch für drei Kühe und sieben Ziegen gereicht.
Nun träumt er davon, dass seine Gruppe den Kaffee selber verarbeiten und nicht nur als Bohnen, sondern als Pulver verkaufen kann: «So würden wir mehr Einkommen erzielen.»
Ssemwezi ist froh, dass er sich nicht mehr sorgen muss um das Schulgeld für seine sieben Kinder, vier Jungen und drei Mädchen. Zufrieden sagt er: «Dieses Land ernährt meine Familie gut.»
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