Am Rand eines Felds vor dem kleinen Dorf Mlali in Zentraltansania steht seit Jahren ein vergilbtes Schild. Darauf eine Handynummer, die das Interesse so mancher Bäuerinnen und Bauern weckt. Die Nummer gehört Moishe Maile, der das Testfeld in Mlali beeindruckend erfolgreich bestellt: «Immer wieder rufen Leute an und fragen, wie ich das überhaupt hinkriege.» Maile arbeitet nicht nur als Bauer auf seinen Feldern, sondern auch als Trainer im Rahmen eines Projekts von Biovision und unserer Partnerorganisation ILRI. Er gibt Schulungen in nachhaltigen Anbautechniken, verbesserten Saatgutsorten und schonendem Ressourcenmanagement.
«Ich bin experimentierfreudig und als vor etwa 20 Jahren die ersten grossen Schwierigkeiten wie Erosion und ausbleibende Ernten auch mein Grundstück trafen, begann ich verschiedene Techniken auszuprobieren und miteinander zu vergleichen», erzählt er. Maile nahm an Trainings teil, pflanzte Bäume, legte Terrassen an und setzte auf einen diverseren Anbau: «Selbst in trockensten Zeiten konnte ich wieder ernten. Der Erfolg gab mir Recht.» Erfolg, an dem er seit Jahren die Bäuerinnen und Bauern der Region teilhaben lässt.

Mit Bäumen gegen versiegte Quelle
Auf einen Erfolg ist Moishe Maile besonders stolz: Zusammen mit seiner Frau Pasisi Mhokole betreibt er eine Setzlingfarm, auf welcher Jahr für Jahr tausende kleine Bäume spriessen, welche die beiden zu einem kleinen Preis an Bauernfamilien in der Region verkaufen. «Über 60‘000 Setzlinge haben wir schon auf unserer Farm grossgezogen.»
Für Moishe Maile ist das Pflanzen von Bäumen die wohl wichtigste Massnahme, um die Felder langfristig gesünder und widerstandsfähiger zu machen. «Allein im letzten Jahr habe ich auf meiner Farm über 200 neue Setzlinge gepflanzt. Sie kurbeln die Bodenfruchtbarkeit an und stabilisieren gleichzeitig das Gelände.»
Dass sich die Anstrengungen von Maile auszahlen, zeigt auch eine neueste Entwicklung auf seinem Land. «Eine Wasserquelle, die jahrzehntelang versiegt war, führt nun manchmal wieder Wasser. Wir können sie nutzen, um unsere Felder zu bewässern – das wäre früher undenkbar gewesen. »

Vorbild für die Region
Moishe Maile hat seit dem Beginn des Biovision-Projekts im Jahre 2021 hunderte Bäuerinnen und Bauern aus den benachbarten Dörfern in agrarökologischen und nachhaltigen Anbautechniken unterrichtet: «Auf der Farm produzieren wir auch klimaresistentes Saatgut, das speziell für unsere trockene Region geeignet ist. Im letzten Jahr konnten wir fast eineinhalb Tonnen davon verkaufen.»
Moishe Maile ist zu einem Vorbild für viele andere geworden. Seine Setzlinge und sein Saatgut, aber auch seine Ansätze und Ideen haben mittlerweile in zahlreichen Dörfern Wurzeln geschlagen.
Dank des Projekts, das Biovision gemeinsam mit lokalen Partnern umsetzt, tauschen Bäuerinnen und Bauern ihr Wissen untereinander aus, testen neue Methoden und verbreiten sie weiter in der Region. Was Maile einst auf seiner eigenen Farm ausprobierte, findet heute in dutzenden Dörfern Anwendung. «Früher haben viele gezögert, neue Techniken auszuprobieren», erzählt er. «Aber wenn jemand in der Nachbarschaft Erfolg hat, werden die anderen neugierig. Heute sehe ich überall eine grosse Vielfalt an Pflanzen wachsen. Der Boden erholt sich. Die Bäume sind der Schlüssel.»