Malaria bekämpfen ohne syntethische Pestizide

Von

Peter Lüthi, Reporter und Redaktor

In Malindi am Indischen Ozean in Kenia ist die Malaria-Gefahr für die Bevölkerung deutlich gesunken. Das Modellprojekt von Biovision und zwei Partnerschaften vor Ort zeigt, dass die tödliche Krankheit mit umweltfreundlichen Mitteln kontrolliert werden kann.

Malaria Day 2019 in Kenia.

In Malindi, den Vororten der Stadt und den umliegenden Dörfern wird dieser seit Jahren mit Gesängen und Tänzen zur Aufklärung über die Malaria begangen. Insbesondere für die Mitglieder der Moskito-Clubs, mehrheitlich Mädchen, ist es ein grosser Tag, haben sie doch jeweils ein grosses Publikum für ihre Aufführungen, die sie während des Jahres regelmässig einüben. Die Kinder der 11 Moskito-Clubs im Malindi Subcounty wirken als Malaria-Botschafterinnen. Sie sind Teil des von Biovision seit 2006 unterstützten Projekts „Stopp Malaria“. Mit Liedern, Sprechchören und Tänzen klären sie die zahlreichen Zuschauer über die Hintergründe der Krankheit auf und informieren über die Gegenmassnahmen. In ihren Quartieren setzen sie sich aufmerksam dafür ein, dass alle konsequent unter Moskitonetzen schlafen, Pfützen trockengelegt und Abfälle aus Plastik eingesammelt werden.

Weniger Mücken – Weniger Malaria

Die Krankheitserreger der Malaria (Plasmodien) werden von Stechmücken auf die Menschen übertragen. Je geringer die Anzahl von Überträgermücken (Vektoren) ist, desto geringer ist die Möglichkeit einer Ansteckung. Im Gemeinschaftsprojekt „Stopp Malaria“ von Biovision, dem internationalen Insektenforschungsinstitut (icipe) und dem staatlichen Kenya Medical Research Institute (KEMRI) konzentrieren sich die Massnahmen deshalb auf umweltfreundliche Kontrolle der Mücken. Der Fokus liegt deswegen auf dem Management der Mückenbrutgewässer, und der Unterbrechung des Krankheitskreislaufs zwischen Mücken und Menschen. Letzteres kann etwa mit der konsequenten Anwendung von Bettnetzen erreicht werden.

Markanter Rückgang der Krankheitsfälle

In den Projektgebieten von Malindi haben die Menschen gelernt, Kontrollmethoden selbständig anzuwenden. Kahindi Mutsolwa etwa, ein 71-jähriger Viehbauer, sanierte den Ziehbrunnen hinter dem Haus, weil in den Pfützen rund um die Wasserstelle früher regelmässig Mücken brüteten. „Damals wurden wir jeden Abend von unzähligen Mücken gestochen“, erinnert er sich heute und fügt an, dass er damals wegen des eindringlichen „Gesangs“ der Mücken kaum habe schlafen können. „Jetzt hat es viel weniger Mücken“, sagt er erleichtert. Pro Abend habe ich bloss noch etwa einen oder zwei Stiche“. Diese Tatsache widerspiegelt sich auch bei den Malariafällen, welche im Projektgebiet nur noch selten auftreten.

Moskito-Scouts: Der Schlüssel zum Erfolg

Für diesen enormen Fortschritt sind insbesondere auch die sogenannten Moskito-Scouts verantwortlich. Heute sind noch 10 von ursprünglich 16 Frauen und Männern, die im Projekt ausgebildet wurden, als Scouts aktiv. Sie alle arbeiten für eine kleine Aufwandsentschädigung und sind verantwortlich für je zwei Gebiete von je einem Quadratkilometer Grösse. Die Scouts  machen einmal pro Woche eine Kontrolltour, sanieren Mückenbrutstätten und weisen die Menschen in der Regenzeit an, die Massnahmen des sogenannten integrierten Vektormanagements (IVM*) durchzuführen.

Ein Moskito-Scout der ersten Stunde ist etwa die 46-jährige Mwana Amani, eine alleinerziehende Mutter dreier Kinder, die ihren Lebensunterhalt als Zwischenhändlerin von Gemüse verdient. Dank ihrer ausgewiesenen Fähigkeiten als Aufklärerin der Bevölkerung findet sie immer wieder bezahlte Arbeit als sogenannte Community-Workerin. So wird sie etwa von Behörden oder NGOs beauftragt, Sensibilisierungskampagnen gegen Tuberkulose, HIV AIDS oder gegen häusliche Gewalt durchzuführen.

Weitere Beiträge

Über uns

25 Jahre Biovision

Heute feiern wir 25 Jahre Biovision. Unsere Reise führte uns zu unzähligen Begegnungen, brachte zahlreiche Herausforderungen, aber auch grosse Erfolge mit sich. Begleiten Sie uns auf einem Streifzug durch die Zeit, von gestern bis morgen.
Über uns

25 Jahre Biovision in Bildern

Biovision feiert 2023 ihren 25. Geburtstag. Das jahrelange Engagement hat nachhaltig gewirkt und Spuren hinterlassen. Aus aktuellem Anlass haben wir deshalb in den Archiven gestöbert. Wir laden Sie ein uns durch die Foto- und Videogalerie zu begleiten.
Über uns

Meet the team: Can Deniz

Lernen Sie Can Deniz kennen, verantwortlich für Partnerschaften & Philanthropie bei Biovision. Erfahren Sie mehr über seine Leidenschaft, Lieblingsorte und warum Auberginen-Eintopf sein Favorit ist!
Landwirtschaft

Tag der biologischen Vielfalt – Die Bedeutung für eine nachhaltige Zukunft

Heute ist der Tag der biologischen Vielfalt. Doch wollen wir den Anlass nutzen, um eher zu mahnen als zu feiern. Die Vielfalt der Ökosysteme geht mehr und mehr verloren – und mit ihr ein entscheidender Baustein, um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.