Vom Armenviertel an die Uni – und wieder zurück

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Lothar J. Lechner Bazzanella (Text) und Noor Khamis (Bild)

Benedetta Kyengo arbeitete sich von einem der grössten Armenviertel Nairobis an eine europäische Universität. Heute setzt sie sich für nachhaltige Landwirtschaft in ihrer Heimat ein. Biovision unterstützt sie dabei.

Die Mukuru Slums gehören zu den grössten Nairobis. Hundertausende Menschen leben hier. Eine von ihnen war einst Benedetta Kyengo. Regelmässige Mahlzeiten, Kleidung, Schulausbildung. All das war für die heute 36-Jährige in ihrer Kindheit keine Selbstverständlichkeit. «Mein Vater hatte grosse Alkoholprobleme. Meine Mutter war der Anker unserer Familie, sie brachte uns durch oft harte Zeiten», erinnert sich Kyengo.

Als eine japanische Hilfsorganisation eine Schule in Viwandani gründete, schöpften viele Familien Hoffnung. Stipendien wurden vergeben. Benedetta Kyengo erhielt eines. «Ich schrieb gute Noten und wurde bis auf die High School unterstützt.» Nach der Schule wollte Kyengo unbedingt studieren. Doch dies konnten sich ihre Eltern schlichtweg nicht leisten. «Ich habe die Verzweiflung meiner Mutter gespürt, weil sie mir diese Chance nicht bieten konnte.»

Kyengo gab nicht auf. Mehr als neun Jahre lang bewarb sie sich für Stipendien weltweit. 2012 sagte das University College Utrecht zu, einer der besten Universitäten der Niederlande. Kyengo erfüllte sich den Traum vom Abschluss.

Doch sie wollte mehr und startete ein Projekt, um die Lebensbedingungen sowohl in den Armenvierteln ihrer Heimat als auch in den ländlichen Gebieten Kenias zu verbessern. «Anfangs war es extrem schwierig, Geld aufzutreiben. Ich habe meine eigenen Ersparnisse ins Projekt gesteckt. Zwei Jahre lang unentgeltlich für meinen Traum gearbeitet. 2023 endlich kam der Durchbruch und Spenderorganisationen wurden auf uns aufmerksam. Darunter Biovision.»

Kyengo gründete die Organisation «Feedback to the Future», mit der sie regenerative Anbaumethoden und eine Kreislaufwirtschaft in den ärmsten Gebieten Kenias etabliert. Biologische Lebensmittel, Wiederherstellung von Ökosystemen, sozial gerechte Gemeinschaften. «Meine Kindheit hat mich enorm geprägt: Der Garten meiner Grossmutter war einst ein grünes Paradies mit hohen Bäumen, Früchten, Süsskartoffeln, Cassava. Doch über die Jahre wurde ihr Land immer unfruchtbarer. Als ich nach der High School zurückkehrte, baute sie nur noch Mais und Bohnen an. Alle Bäume waren abgeholzt. Das wollte ich nicht hinnehmen.»

«Feedback to the Future» setzt genau bei solchen Themen an. Es unterstützt Bäuerinnen und Bauern mit Schulungen, Wissen und Erfahrung. An der Seite von Biovision durften Benedetta Kyengo und ihr Team schon erste grosse Erfolge feiern. «Anfangs war es in der Gegend zum Beispiel schwierig, überhaupt Saatgut aufzutreiben. Nun haben fast alle Bäuerinnen und Bauern ihre eigene kleine Baumschule. Menschen kommen auf uns zu und melden sich für Trainings an, weil sie sehen, dass Agrarökologie ihr Leben verbessert.»

Benedetta Kyengo

Kyengo gründete die Organisation «Feedback to the Future», mit der sie regenerative Anbaumethoden und eine Kreislaufwirtschaft in den ärmsten Gebieten Kenias etabliert.

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