Achtzehn Bäuerinnen und Bauern drängen sich in einem Wohnzimmer und beobachten gespannt, wie zwei Mitarbeiter des Biovision Africa Trust (BvAT) einen Videoprojektor auf einem Turm aus Tischen platzieren. Als sich die Türe schliesst, wird es dunkel. Der Projektor summt – die Show beginnt.
Fünfzehn Minuten später wird heftig diskutiert im Zimmer. Das Video über Massnahmen gegen Fäulnis bei Mangos und die Aufwertung der Wertschöpfungskette hat viele Fragen aufgeworfen. Einige sind skeptisch gegenüber den propagierten Methoden. Andere fühlen sich inspiriert von der Aussicht, mit gesunden Früchten mehr verdienen zu können. Jetzt schalten sich Musdalafa Lyaga und sein Kollege Michael Wangalwa ein. Musdalafa arbeitet als Journalist bei BvAT, sein Kollege als Landwirtschaftsberater. Sie beruhigen zuerst die erregten Gemüter, dann beantworten sie kompetent die Fragen aus der Gruppe. «Der Dialog unter den Bäuerinnen und Bauern ist sehr wichtig», sagt Musdalafa. «Das fördert das gegenseitige Vertrauen und ist entscheidend für ihre Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen.» Natürlich müssten die Gruppenmitglieder auch mit nützlichen Informationen nach Hause gehen und fähig sein, die Anleitungen und Tipps in die Praxis umzusetzen, ergänzt er.
Herr Lyaga arbeitet seit 2014 bei BvAT und hat schon über 100 Radioprogramme und diverse Lernvideos produziert. Damit will er möglichst vielen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Kenia die nachhaltige Landwirtschaft näher bringen und ihnen Möglichkeiten für die Steigerung ihres Einkommens zeigen. Die Radiosendungen werden jeden Donnerstag auf dem nationalen Sender Kenias KBC ausgestrahlt. Die Videos finden neben direkten Vorführungen weite Verbreitung über Social Media Kanäle. Kürzlich hat Musdalafa für seinen Film über die Probleme der Mango-Bauern in Ost-Kenia einen internationalen Medienpreis gewonnen. Das spricht für die hohe Qualität seiner Beiträge.
«Das Radio ist immer noch meine erste Liebe»
Sein Wunsch, Wissen mit Bäuerinnen und Bauern zu teilen und ihnen zugleich eine Stimme zu geben, erwachte schon sehr früh. «Meine Grossmutter ist nie zur Schule gegangen», erzählt er. «Sie diktierte mir Briefe an meinen Vater in Nairobi. Meistens stellte sie Fragen zur Landwirtschaft». Er erlebte den Frust der Grossmutter, wenn Briefe zurückkamen, die ihre Fragen nicht wirklich beantworteten. Das motivierte ihn später, eine Laufbahn als Landwirtschafts-Journalist anzutreten. Zu Beginn machte er Radio, bis sein Vater eines Tages bemerkte: «Mein Sohn, ein Bauer glaubt nur, was er sieht». Das überzeugte ihn und er begann, auch visuelle Kanäle wie Videos zu nutzen. «Das Radio ist immer noch meine erste Liebe», sagt Musdalafa, «aber Bäuerinnen und Bauern brauchen nicht eine Liebe – sie brauchen so viele Freunde wie möglich.»
Filmpreis 2017
Am 8. Internationalen Forum für Lebensmittel und Nahrung der Barilla Foundation 2017 wurde Musdalafa Lyaga vom Biovision Africa Trust (BvAT) für seinen Film über die Verbesserung von Mango Erträgen in Kenia mit einem Preis ausgezeichnet.
Mit dem Farmer Communication Programme (FCP) erreicht Biovision Kleinbauernfamilien in Subsahara-Afrika. Mit Radaio, Zeitung, Internet und persönlicher Beratung im Feld kann Wissen vermittelt und der Erfahrungsaustausch unter den Landwirten gefördert werden.