«Aus reiner Neugier habe ich vor zwei Jahren unsere Sensoren, die wir zur Aufzeichnung von Geräuschen in Bäumen verwenden, einmal in den Boden gesteckt», erklärt Marcus Maeder, Klangkünstler, Forscher und Komponist an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), die Anfänge. «Das Resultat war eindrücklich: Die Vielfalt der Klangwelt unter dem Boden ist gewaltig.» In diese Klangwelt eintauchen wollten am Samstag auch rund 80 Besucherinnen und Besucher des Agrikulturtags.
Sounding Soil ist ein inter- und transdisziplinäres Forschungs- und Kunstprojekt, in dem die Akustik von Bodenökosystemen untersucht wird. Bereits wurden in der Schweiz über 20 Bodenflächen aufgenommen. Von intensiv und extensiv genutzten Landwirtschaftsflächen, über Alpweiden bis zu Waldböden. Zu hören sind u.a. Bodentiere wie Springschwänze, Hundertfüsser, Käfer, Regenwürmer, Spinnen und Heuschrecken.
Sounding Soil – Weltpremiere am Zentrum Paul Klee, Bern
Angesichts von Klimawandel und einer wachsenden Erdbevölkerung wird die Nahrungsmittelsicherheit immer wichtiger. Gesunder Boden ist als Grundlage für die Ernährung und Artenvielfalt entscheidend. Mit Sounding Soil werden deshalb spezielle Aufnahme- und Messmethoden entwickelt, mit dem Ziel, Aktivität und Biodiversität in Böden künftig einfach und schnell akustisch messen und beurteilen zu können.
„Im Gegensatz zur Luftverschmutzung oder sauberem (Trink) Wasser sind die Menschen kaum darauf sensibilisiert, worauf ihr Essen wächst“, sagt Sabine Lerch, Projektleiterin bei der Stiftung Biovision für ökologische Entwicklung. Tatsächlich hat die Fläche an gesunden Böden in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen. Durch intensive Bewirtschaftung, den Einsatz von Mineraldüngern und chemischen Pflanzenschutzmitteln sowie durch Verdichtung können Böden ihre Fruchtbarkeit verlieren. Erste Ergebnisse von Sounding Soil zeigen Unterschiede bei den Bodentönen zwischen extensiv und intensiv bewirtschafteten Böden.
Sounding Soil ist ein Kooperationsprojekt der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), der Nationalen Bodenbeobachtung (NABO) an der Agroscope, der ETH Zürich und der Stiftung Biovision.