Anfang Januar hat der Schweizer Bauerverband an seiner traditionellen Neujahrsversammlung von einem «Schicksalsjahr» für die Schweizer Bäuerinnen und Bauern gesprochen. Er hat dabei vor allem auf die Risiken hingewiesen. Auch bei Biovision sehen wir 2020 als ein Jahr der Entscheidungen in der Landwirtschaft. Wir sehen jedoch in erster Linie Chancen: Dieses Jahr könnte das Jahr werden, in welchem in der Schweiz wichtige Weichen in Richtung eines nachhaltigen Ernährungssystems gestellt werden.
Zeit zu handeln
Klimakrise, dramatische Verringerung der Biodiversität, Food Waste – viele gesamtgesellschaftliche Herausforderungen kristallisieren sich in unserem Ernährungssystem. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Die Krisenherde lassen sich nicht alleine für sich behandeln, es braucht gesamtheitliche Ansätze. Dies ist auch in den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO (SDGs) so festgehalten. Dieses Jahr bieten sich der Schweiz – mit einem grüneren Parlament seit den Wahlen vom Herbst 2019 – gleich mehrere grosse Chancen, diese Herausforderungen ganzheitlich anzugehen:
1. Agrarpolitik (AP) 22+
Im ersten Quartal 2020 wird das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) die Botschaft für die Agrarpolitik ab 2022 (AP22+) vorstellen. Biovision sieht für die kommenden Jahre viel Handlungsbedarf und wird sich zusammen mit gleichgesinnten Akteuren für eine nachhaltige Landwirtschaft in einem fairen, sozialen und ökologischen Markt einsetzen. Konkret fordern wir unter anderem:
- einen verbindlichen Absenkpfad für Stickstoff, Phosphor und Pestizide
- eine Stärkung des Tierwohls bei gleichzeitiger Einhaltung der Umweltziele Landwirtschaft
- eine kontinuierliche Verringerung der Kraftfutterimporte und der Nutzung der Ackerfläche für die menschliche Ernährung («Feed no Food»)
- eine stärkere Förderung der pflanzlichen gegenüber der tierischen Produktion, vor allem im Talgebiet
- eine bessere soziale Absicherung der Frauen in der Landwirtschaft
- ein Ausrichten der Agrarforschung auf klimaschonende, agrarökologische Bewirtschaftungsmethoden
2. Pestizid- und Trinkwasserinitiative
Vermutlich im Herbst wird es zur Abstimmung der Pestizid – und der Trinkwasser-Initiative kommen. Beide Initiativen greifen zentrale Probleme der Schweizer Landwirtschaft auf: der im weltweiten Vergleich sehr hohe Pestizideinsatz und die Überdüngung unserer Böden. Bis anhin hat das Parlament griffige Massnahmen abgelehnt. Falls es die Chance nicht wahrnimmt, den Initiativen einen substanziellen indirekten Gegenvorschlag entgegenzustellen, wird Biovision beide Initiativen im Abstimmungskampf unterstützen
3. Bewegung «Landwirtschaft mit Zukunft»
Nicht zuletzt ist 2019 eine Bewegung entstanden, welche die Forderung nach einer sozialen und nachhaltigen Landwirtschaft auf die Strasse trägt – am 22. Februar findet die zweite Demo von «Landwirtschaft mit Zukunft» statt. Biovision unterstützt die Bewegung und hofft, dass sie viele Anhängerinnen und Anhänger findet, welche unserer Forderung nach einer Transformation der Nahrungssysteme zusätzlichen Schub verleihen!
Essen ist politisch.