Nachhaltiger Konsum
Themenartikel rund um Konsum sowie den Saisonkalender von Biovision finden Sie auf der CLEVER-Projekt-Website.
CLEVER-Bewertungskriterien
Der Kriterienkatalog, nach dem die Produkte bewertet werden, wurde zusammen mit der Forschungs- und Beratungsfirma INFRAS erarbeitet. Als Basis dienen die Angaben zu Herkunft, Inhaltsstoffen und Zertifizierungen auf den Verpackungen. Fehlen bei einem Produkt diese Informationen, wird es negativ beurteilt. Denn Transparenz ist für nachhaltigen Konsum entscheidend. Im Folgenden wird die Bedeutung der einzelnen sechs Bewertungskriterien grob umrissen.
Die mit dem CLEVER-Bewertungssystem bewerteten Produkte finden Sie auch online in unserem Einkaufsspiel.
Klima
Die Durchschnittstemperatur der Erde steigt kontinuierlich an. Hauptgrund dafür ist der Mensch, der durch seine Aktivitäten grosse Mengen an Treibhausgasen ausstösst.
Die Landwirtschaft ist mit einem Anteil von fast einem Viertel an den globalen Treibhausgasemissionen eine Mitverursacherin der Klimaveränderung (IPCC, 2023). CO2 entsteht z.B. bei Transport, Produktion, Lagerung und Konservierung von Lebensmitteln. Auch bei der Abholzung von Regenwäldern zur Schaffung von Weiden und Ackerland wird CO2 freigesetzt. Bei der Produktion von tierischen Produkten werden besonders viele Klimagase frei (Transport von Futtermitteln aus Übersee, Methanfreisetzung durch Wiederkäuer-Verdauung). Beim Einsatz von Düngemitteln entsteht zusätzlich Lachgas, das 200-300x schädlicher ist als CO2.
Verschmutzung
Auf dem Weg von der Herstellung bis zur Entsorgung eines Produktes können Boden und Wasser stark beeinträchtigt werden.
Intensive, konventionelle Landwirtschaft erfordert den Einsatz von chemischen Dünger und Pestiziden. Abflüsse aus Feldern und Weiden führen dazu, dass grosse Mengen an Phosphor und Stickstoff in das Grundwasser gelangen und es verschmutzen. Produkte aus biologischer Landwirtschaft kommen hingegen ohne chemische Pestizide oder Kunstdünger aus und die natürlichen Kreisläufe werden berücksichtigt. Zahlreiche Produkte des täglichen Gebrauchs (Seifen, Shampoos, Wasch- und Geschirrspülmittel) enthalten umweltschädliche Inhaltsstoffe, welche bei der Anwendung ins Wasser gelangen. Teilweise sind sie schwer abbaubar oder reichern sich in der Umwelt an. Beim Kauf dieser Produkte gilt es auf die biologische Abbaubarkeit und die Inhaltsstoffe zu achten (keine Duftstoffe, Phosphate, Erdölsubstanzen, Bleichmittel, optische Aufheller, giftige Chemikalien).
Ressourcenverbrauch
Im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelproduktion ist der hohe Wasserverbrauch ein wichtiges Thema.
Rund zwei Drittel des weltweiten Wasserverbrauchs entfällt heute auf die Landwirtschaft. Der Rohstoff Wasser wird immer knapper und durch den Klimawandel werden Niederschläge stets unberechenbarer. Natürlich spielt das Produktionsland dabei eine Rolle: Oftmals werden Produkte in Ländern oder Regionen angebaut, die ohnehin schon unter Wasserknappheit leiden (z.B. Almeria in Spanien, Nordafrika).
Ein weiteres Thema ist die Verpackung, die ebenfalls Rohstoffe (Erdöl, Holz, Metalle, etc.) verbraucht. Sie macht auf die gesamte Ökobilanz eines Produktes nur wenig aus, trotzdem sollte wo immer möglich auf aufwändige oder unnötige Verpackungen verzichtet werden.
Biodiversität
Der Anbau landwirtschaftlicher Produkte hat Einflüsse auf die Vielfalt an Lebewesen und Lebensräumen.
In der intensiven Landwirtschaft sind hohe Erträge ein sehr wichtiges Ziel. Es entstehen Monokulturen mit Pflanzen, die schnell wachsen, dafür aber mehr Dünger brauchen. Durch das rasche Wachstum werden sie anfälliger für Krankheiten und müssen daher mit Pflanzenschutzmitteln geschützt werden. Dies hat eine zunehmende Belastung der Böden und des Wassers zur Folge. Darunter leidet die Biodiversität, also die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und die Landschaft wird eintönig. Biologisch bewirtschaftete Böden weisen dagegen eine höhere Artenvielfalt auf, was wissenschaftlich belegt ist.
Um die steigende Nachfrage nach Acker- und Weideland zu decken, gehen weltweit wertvolle Lebensräume verloren. In Indonesien und Malaysia werden jedes Jahr riesige Flächen Tropenwald gerodet und in Palmölplantagen umgewandelt. Nicht viel anders sieht es bei der Ausdehnung von Sojafeldern in Südamerika aus. Dies geschieht ebenfalls zum grössten Teil auf Kosten von natürlichen Lebensräumen (Wälder und Savannen).
Im Gegensatz dazu entstehen bei einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktion auch neue Lebensräume. So sind zum Beispiel Hochstamm-Obstbäume, extensiv genutzte Weiden oder sogenannte ökologische Ausgleichsflächen wertvolle Lebensräume.
Ein weiteres Thema ist die Verpackung, die ebenfalls Rohstoffe (Erdöl, Holz, Metalle, etc.) verbraucht. Sie macht auf die gesamte Ökobilanz eines Produktes nur wenig aus, trotzdem sollte wo immer möglich auf aufwändige oder unnötige Verpackungen verzichtet werden.
Sozialverträglichkeit und Tierhaltung
Wie werden die Arbeiter:innen und die Tiere bei der Produktherstellung behandelt?
Viele Produkte unseres Alltags werden nicht in der Schweiz angebaut, sondern meist aus ärmeren Ländern importiert. Hinter diesen Produkten stehen Bäuer:innen sowie Hersteller:innen, die häufig unfair behandelt werden. Die Kleinbauern und -bäuerinnen in südlichen Ländern haben es schwer, da die Preise im globalen Markt für ihre Produkte stark schwanken und meist sehr tief sind. Zudem sind die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen oft schlecht.
Produkte aus fairem Handel bieten den Produzent:innen langfristige und direkte Handelsverträge, kostendeckende Preise, Mindestlöhne sowie einen Geldbeitrag für Gemeinschaftsprojekte. Zudem müssen arbeitsrechtliche und ökologische Standards eingehalten werden. Entscheidend bei der Fairtrade-Produktion ist eine ständige Weiterentwicklung und Verbesserung durch Kontrollen.
Zur sozialen Verantwortung gehört auch die Art der Tierhaltung. Um den immer stärker wachsenden Verzehr von tierischen Produkten zu decken, hat die nicht artgerechte Massentierhaltung in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Für ein besseres Tierwohl wäre ein Trend in Richtung artgerechter und nachhaltiger Produktion sehr wichtig.
Lebensgrundlage und Gesundheit der lokalen Bevölkerung
Die landwirtschaftliche Produktion und Verarbeitung hat unmittelbare Auswirkungen auf die umliegende Bevölkerung.
Weltweit werden immer mehr Produkte in Monokultur angebaut, was einen hohen Einsatz an Dünger und Pflanzenschutzmittel erfordert. Diese häufig eingesetzten Mittel vergiften Böden, das Grundwasser und schädigen die Gesundheit der Beschäftigten und der lokalen Bevölkerung. Das Resultat einer solchen Produktionspolitik sind verwüstete Landschaften mit zerstörten Lebensgrundlagen.
In vielen Ländern führt der Anbau von landwirtschaftlichen Produkten oder der Abbau von Metallen nicht nur zur Zerstörung wertvoller Lebensräume, sondern auch zu Menschenrechtsverletzungen und zur Vertreibung von Menschen. Konzerne eignen sich oftmals grosse Landstriche an, wodurch Kleinbäuer:innen ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage verlieren.
Nachhaltigkeits-Labels
Im Folgenden finden Sie ein Glossar der Nachhaltigkeitslabel, die real und auch im CLEVER Einkaufsspiel vorkommen.
Nachhaltigkeitslabel Übersicht
Das Demeter-Label kennzeichnet Produkte aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft. Diese geht über die Bio-Standards hinaus und hat zum Ziel, den landwirtschaftlichen Betrieb als geschlossenen Kreislauf zu verstehen: U.a. die Herstellung von hofeigenem Saatgut und von natürlichem Dünger sowie wesensgemässe Tierhaltung und –fütterung.
Das Bio Suisse-Label kennzeichnet Lebensmittel, die zu mindestens 90% aus der Schweiz stammen und nach den Standards von Bio Suisse hergestellt werden. Zu diesen gehören u.a. eine möglichst grosse natürliche Vielfalt auf dem Hof, besonders artgerechte Tierhaltung und möglichst schonende Verarbeitung der Lebensmittel.
Das Bio Knospe-Label kennzeichnet Lebensmittel aus biologischer Produktion, deren Inhaltsstoffe zu mehr als 10% aus dem Ausland importiert werden. Zu den Vorgaben gehört neben Standards zu biologischem Landbau u.a. auch, dass die Produkte ausschliesslich über den See- oder Landweg transportiert werden dürfen.
Das EU-Bio-Label ist das staatliche Gütesiegel der EU-Kommission für Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft. Die Inhaltsstoffe eines gekennzeichneten Produktes müssen zu 95% aus biologischer Landwirtschaft stammen, es dürfen im Anbau keine chemischen Pflanzenschutzmittel verwendet werden und eine artgerechte Tierhaltung ist Vorschrift.
Das Migros Bio-Label des Grossverteilers kennzeichnet Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft. Produkte aus der Schweiz entsprechen der Bio Suisse-Zertifizierung, während ausländische Produkte die Richtlinien der EU-Bio-Verordnung einhalten. Besonders umweltschädigende Praktiken wie Flugtransporte oder Hors-Sol-Kulturen sind verboten.
Das Bio Organic-Label kennzeichnet im Lidl Lebensmittel aus biologischer Produktion. Produkte aus der Schweiz entsprechen der Bio Suisse-Zertifizierung, während ausländische Produkte die Richtlinien der EU-Bio-Verordnung einhalten.
Das BIO Natura-Label des Discounters Aldi kennzeichnet Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft. Produkte aus der Schweiz entsprechen der Bio Suisse-Zertifizierung, während ausländische Produkte die Richtlinien der EU-Bio-Verordnung einhalten.
Das BIO Natur Plus-Label von Manor kennzeichnet Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft. Produkte aus der Schweiz entsprechen der Bio Suisse-Zertifizierung, während ausländische Produkte die Richtlinien der EU-Bio-Verordnung einhalten.
Das Retour aux sources-Label kennzeichnet im Aldi Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft. Die Produkte entsprechen den Richtlinien von Prüf Nach! und Bio Suisse.
Das Bio-Siegel ist das staatliche Gütesiegel der Bundesrepublik Deutschland für Lebensmittel aus Bio-Landwirtschaft. Die Richtlinien des Labels basieren auf den Anforderungen der EG-Öko-Verordnung und beinhalten u.a. den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und das Verbot für gentechnisch veränderte Organismen.
Das Bio-Siegel ist das staatliche Gütesiegel der Bundesrepublik Frankreich für Lebensmittel aus Bio-Landwirtschaft. Die Richtlinien des Labels basieren auf den Anforderungen der EG-Öko-Verordnung und beinhalten u.a. den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und das Verbot für gentechnisch veränderte Organismen.
Das IP-Suisse-Label kennzeichnet Schweizer Landwirtschaftsprodukte aus «integrierter Produktion». Zu den Anforderungen des Labels gehören u.a. die Einhaltung ökologischer Leistungsnachweise, Soja als Futtermittel aus möglichst nachhaltigen Quellen wie auch die Garantie, dass die gesamte Produktverarbeitung in der Schweiz geschieht.
Das Nature Suisse-Label kennzeichnet im Aldi Lebensmittel aus ganzheitlich nachhaltiger Schweizer Landwirtschaft. Die Produkte entsprechen den IP-SUISSE Richtlinien.
Das Agri Natura-Label kennzeichnet im Volg Lebensmittel aus ganzheitlich nachhaltiger Schweizer Landwirtschaft. Die Produkte entsprechen den IP-SUISSE Richtlinien.
Das Terra Natura-Label kennzeichnet im Lidl Lebensmittel aus ganzheitlich nachhaltiger Schweizer Landwirtschaft. Die Produkte entsprechen den IP-SUISSE Richtlinien.
Das Pro Specie Rara-Label der gleichnamigen Stiftung zeichnet Produkte aus, die den Erhalt von traditionellen Kulturpflanzen und gefährdete Nutztierrassen fördern. Das Label beinhaltet keine direkten umweltrelevanten Anforderungen, die Förderung seltener Pflanzen und Tiere leistet aber einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.
Das Suisse Garantie-Label des Vereins Agro-Marketing Suisse kennzeichnet Lebensmittel aus Schweizer Landwirtschaft. Bei zusammengesetzten Produkten müssen mindestens 90% der Inhaltsstoffe landwirtschaftlichen Ursprungs den Kriterien von Suisse Garantie genügen.
AOP- und IGP-Label kennzeichnen traditionelle Spezialitäten mit starker Verbindung zur Ursprungsregion. AOP-gekennzeichnete Lebensmittel werden vom Rohprodukt bis zum Endprodukt in einer klar definierten Ursprungsregion hergestellt. Das IGP-Label schützt regionale Spezialitäten, die entweder produziert, verarbeitet oder veredelt wurden, wobei die Rohstoffe zu 100 % schweizerisch sein müssen.
Das KAGfreiland-Label kennzeichnet Lebensmittel aus tiergerechter und biologischer Produktion. Zu den Richtlinien gehören u.a. die Vorschriften, dass Nutztiere durchs ganze Jahr täglich zu Auslauf im Freien kommen, keine Leistungsförderer verfüttert werden und die Tiere maximal während einer Stunde transportiert werden dürfen.
Naturafarm ist ein Label von Coop und kennzeichnet Schweizer Fleisch und Eier aus tierfreundlicher Auslaufhaltung. Die Standards orientieren sich an den Bestimmungen des Bundes für besonders tierfreundliche Stallhaltung und regelmässiger Auslauf ins Freie (BTS/RAUS).
Natura-Beef ist ein Label von Mutterkuh Schweiz und kennzeichnet Rindfleisch aus Ammen- und Mutterkuhhaltung aus. Freilandhaltung mit Sommerweide und Winterauslauf ist Voraussetzung. Die Fütterung besteht vorwiegend aus Muttermilch, später aus Gras und Heu. Natura-Beef ist auch als Natura-Beef BIO (Bio Suisse) erhältlich.
Weide-Beef ist ein Label des Migros-Genossenschafts-Bunds für Rindfleisch aus Schweizer Weidehaltung nach IP-SUISSE Richtlinien. Freilandhaltung mit Weidegang ist Voraussetzung. Die Fütterung besteht hauptsächlich aus Gras und Heu. Weide-Beef ist auch als Weide-Beef BIO (Bio Suisse) für Rindfleisch aus biologischer Schweizer Weidehaltung erhältlich.
Das ASC-Label kennzeichnet Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltiger Zucht. Neben ökologischen Standards, u.a. zu Fischfutter und Ressourcenverbrauch, schreibt das Label auch soziale Mindeststandards für Angestellte vor, so u.a. die Bezahlung von Mindestlöhnen und die Garantie einer Krankenversicherung.
Das MSC-Label der Organisation „Marine Stewardship Council“ kennzeichnet Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltiger Fischerei. Diese darf nicht zur Ausrottung von Populationen führen und eine minimale Beeinträchtigung der Ökosysteme müssen gewährleistet werden. Lokale, nationale und internationale Gesetze müssen respektiert werden.
Das Claro Fairtrade-Label kennzeichnet fair gehandelte sowie sozial und ökologisch hergestellte Produkte aus südlichen Weltregionen. Die Produkte sind vorwiegend in Claro Weltläden erhältlich. Die Standards sind international (Vorgaben der World Fairtrade Organisation) und zielen v.a. auf die wirtschaftliche Stärkung von Kleinproduzenten ab.
Das Fairtrade Max Havelaar-Label kennzeichnet fair gehandelte Produkte aus südlichen Weltregionen. Die Kriterien basieren auf den Standards der Fairtrade Labelling Organisation International (FLO) und garantieren den Kleinproduzenten stabile, gerechtere Preise sowie eine Fairtrade-Prämie für die gesamte Gemeinschaft.
Das Rainforest Alliance-Label kennzeichnet Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Kakao und Früchte von Farmen mit Sozial- und Umweltmanagementsystemen. Es erfüllt hohe Anforderungen an umwelt- und sozialgerechte Produktion und trägt wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung bei.
By Air ist eine Deklaration von Coop für Produkte, welche mit dem Flugzeug in die Schweiz importiert werden und für die eine CO2-Kompensationszahlung geleistet wird.
Die Stiftung Biovision ist seit Herbst 2017 Partnerin von labelinfo.ch, einer Informationsseite für Umwelt- und Soziallabels. Der Dienst bietet Bewertungen und Informationen zu über 120 Gütesiegeln in deutscher und französischer Sprache und ist damit in der Schweiz die mit Abstand umfassendste Label-Datenbank. labelinfo.ch trägt dazu bei, dass Konsumentinnen und Konsumenten objektiv über Labels informiert sind und dadurch ihren Konsum verantwortungsbewusster gestalten können. Wir stützen uns bei der Produktbewertung wie auch beim Labelglossar auf labelinfo.ch.
Einkaufstipps
Wer sich an unsere fünf Tipps hält, ist auf gutem Weg zum umweltgerechten und sozialen Einkauf:
1. Verwende, was du gekauft hast
2‘800‘000 Tonnen Lebensmittel retten? Das könnte die Schweizer Bevölkerung schaffen, wenn sie den gesamten Food Waste eines Jahres vermeiden würde. Auch Sie können in Ihrem Haushalt direkt Einfluss nehmen – und dabei um die 600 Franken pro Jahr einsparen. Infografiken zu Food Waste.
Die einfachste Massnahme ist: Kaufen Sie nur so viel ein, wie Sie benötigen und werfen Sie zuvor einen Blick in Ihren Kühlschrank. Planen Sie zudem regelmässig eine Mahlzeit zum Reste-Essen ein oder frieren Sie übrig gebliebene Portionen ein. Wenn Sie Food Waste entgegenwirken wollen, können Sie Produkte vom Unternehmen wie „Foodoo“ kaufen. Deren Team verarbeitet Gemüse mit „Schönheitsfehlern“ zu schmackhaften Produkten wie Bouillon oder veganer Mayonnaise und ist eines der Leuchtturm-Projekte von Biovision.
2. Ernähre dich vorwiegend pflanzlich
Möchtest du frischen Schwung in deine Küche bringen? Pflanzliche Ernährung bietet sich für kreative Rezepte an und sorgt für Abwechslung. Statt den Regenwald für Plantagen von Futtersoja für Schweizer Masthühner abzuholzen, können wir Soja auch direkt verzehren etwa in Form von Tofu. Tofu wird aus europäischem oder gar schweizerischem Soja hergestellt. Vergleicht man zum Beispiel den CO2-Ausstoss eines Kilogramm Schweizer Pouletfleisches [=4.5 kg CO2äq] mit 1kg Tofu aus europäischem Soja [=1 kg CO2äq], so verursacht der Tofu 78% weniger Treibhausgase. Auch im Vergleich mit Milchprodukten schneiden pflanzliche Produkte deutlich besser ab. Unser Tipp ist daher, vorwiegend pflanzlich zu essen. Wer nicht auf Fleisch verzichten will, sollte im Interesse der Nachhaltigkeit (regionales) Biofleisch aus Weidehaltung wählen.
Gemäss WWF sind 85% der kommerziell genutzten Fischbestände überfischt oder stehen kurz davor. Mit nicht nachhaltigen Fangmethoden (z.B. Schleppnetze) werden wertvolle Lebensräume zerstört, was die bedrohten Bestände zusätzlich unter Druck setzt. Zuchtfische sind meist keine nachhaltige Alternative, weil diese mit Fischmehl gefüttert werden, für welches wiederum riesige Mengen von Wildfischen gefangen und verarbeitet werden müssen. Nachhaltige Varianten sind Fische aus Schweizer Gewässern, MSC-Wildfang oder Bio-Zuchtfisch (kein Einsatz von Antibiotika und Hormonen, artgerechte Tierhaltung, nachhaltiges Futter) Eine Übersicht über einzelne Fischarten geben die Fischführer von WWF oder Greenpeace.
3. Kaufe saisonal, regional und vielfältig ein
Je bunter unser Menüteller, desto gesünder essen wir. Mache nächsten Samstag einen Spaziergang zum Wochenmarkt oder zu einem Hofladen in deiner Umgebung. Du wirst staunen, was für buntes, saisonales Gemüse es da gibt. Im Winter ist die regionale Auswahl kleiner als im Sommer, dafür enthält Wintergemüse gesundheitsfördernde Bitterstoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Ein Einkauf beim Landwirt um die Ecke stärkt zudem die lokale Wirtschaft. Damit du aber auch im Supermarkt stets weisst, was Saison hat, gibt es den Saisonkalender von Biovision.
Gemüse oder Früchte, die ausserhalb der Saison verkauft werden, müssen über weite Strecken transportiert werden oder stammen aus beheizten Gewächshäusern. Sie verursachen deshalb deutlich höhere Umweltbelastungen als saisonale und regionale Produkte: Beim Kauf von 1kg Spargeln, die von Mexiko eingeflogen werden, sind gleich 5 Liter Erdöl inbegriffen. Spargeln aus der Schweiz kommen mit 0.3l/kg aus (Quelle WWF).
Importierte Produkte stammen oft aus südlichen und niederschlagsarmen Gebieten, wo nicht zuletzt wegen der intensiven Bewässerung Wassermangel herrscht (z.B. Almeria in Spanien). Hilfe bei der Auswahl bieten Saisontabellen für Gemüse und Früchte.
4. Wähle Produkte mit Nachhaltigkeitslabel
Mittlerweile gibt es sehr viele Label und die Anzahl nimmt immer weiter zu. In diesem Label-Dschungel die Übersicht zu behalten ist nicht immer einfach. Trotzdem geben sie dir gute Anhaltspunkte für deinen Einkauf: Produkte mit Label garantieren, dass das Produkt unter gewissen Richtlinien produziert wurde und daher einen Mehrwert bietet. «Mehr-Wert» dabei wörtlich zu nehmen. Es bedeutet zum Beispiel ein Plus für die Umwelt (z.B. Bio) , artgerechte Tierhaltung (z.B. KAGfreiland) oder fairere Bedingungen für die Produzenten (z.B. Fairtrade).
Wichtig ist, dass die Einhaltung der Richtlinien von einer unabhängigen Kontrollstelle geprüft wird. Firmeneigene Label sind deshalb oft heikel. Orientieren kannst du dich zum Beispiel an den Bewertungen auf labelinfo.ch.
5. Setze dich bewusst mit dem Thema Essen auseinander
Unsere Tipps helfen dir, beim Einkaufen bewusste Entscheidungen zu treffen. Nimm dir auch beim Kochen Zeit und geniesse dein Essen bewusst. Damit bringst du den Nahrungsmitteln mehr Wertschätzung entgegen.
Inspiriere dich in Apps, auf Internetseiten oder in Kochbüchern von pflanzenbasierten Menürezepten. In unserem Einkaufsspiel findest du zudem Nachhaltigkeitsbewertungen vieler Konsum-Produkte.
Unverarbeitete Produkte sind nicht nur gesünder, sondern meistens auch umweltschonender. Mit einem Gemüse-Abo bei einem Bio-Betrieb weisst du genau, woher deine Lebensmittel kommen. Damit erhältst du auch ein Gespür für die Saisonalität von Gemüse, Früchten und Obst.
Hier finden Sie unsere Postkarten mit konkreten Handlungsoptionen für jeden Tipp.
Boden
Lebensgrundlage Boden
Der Boden ist die belebte oberste Schicht der Erdkruste, die wenige Zentimeter bis Meter dick sein kann. Für die Entstehung von 1 Meter Boden vergehen rund 10‘000 – 20‘000 Jahre. In unseren Breitengraden wird etwa 0,1 mm neuer Boden pro Jahr gebildet. Die oberste Bodenschicht besteht aus Humus, der durch die Zersetzung von Pflanzenrückständen entsteht und besonders reich an Nährstoffen ist. Und genau diese Zersetzung kann nur durch die Milliarden von Bodenorganismen geschehen.
Gesunden Böden kommt eine Schlüsselfunktion zu, weil sie unverzichtbare Leistungen erbringen: Bodenökosysteme filtrieren, speichern und regulieren Wasser, bieten Lebensraum für unzählige Bodenorganismen, stellen Nährstoffe für Pflanzen zur Verfügung und sind zudem in der Lage, toxische Stoffe abzubauen und CO2 zu speichern. Nachhaltig bewirtschaftete Böden haben eine höhere Widerstandskraft, können sich besser an neue klimatische Bedingungen anpassen und helfen, Treibhausgase zu reduzieren.
Böden unter Druck
Demgegenüber hat der Verlust von gesunden Böden in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Besonders die intensive Forst- und Landwirtschaft macht unseren Böden zu schaffen. Monokulturen, mineralische Dünger, synthetische Pestizide und der häufige Einsatz schwerer Maschinen können das Bodengefüge zerstören, laugen die Böden aus und vergiften das natürliche Ökosystem. Auch die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir bereits heute. Unwetter und Überschwemmungen nehmen von Jahr zu Jahr zu. Fruchtbare Böden erodieren zunehmend, was sich auch in kleiner werdenden Ernteerträgen wiederspiegelt. Allein in der Schweiz gehen jedes Jahr 840’000 t Boden buchstäblich den Bach runter.
Auch unser Konsumverhalten verlangt dem Boden einiges ab. Der steigende Fleischkonsum und Food Waste verschlingen wertvolle Landflächen, die oft viel effizienter und nachhaltiger genutzt werden könnten.
Dem Boden eine Stimme geben
Viele Menschen nehmen den Boden zu ihren Füssen nicht bewusst war – er ist einfach da und wird oft als lebloses Material gesehen und auch so behandelt. Eines der wichtigsten Ziele unseres Projekts Sounding Soil ist es daher, die Prozesse und das Leben im Boden sinnlich erfahrbar zu machen und damit das öffentliche Bewusstsein für gesunde Böden zu stärken.
Das Orchester der Bodenlebewesen
Einige von ihnen kann man in den Aufnahmen von Sounding Soil hören: Springschwänze, Milben, Hundertfüsser, Käfer, Asseln, Fliegenlarven, Regenwürmer, Spinnen, Heuschrecken und Zikaden. Die meisten Bodentiere machen Geräusche, wenn sie sich durch den Boden bewegen oder fressen. Einige nutzen den Boden aber auch, um miteinander zu kommunizieren. Zudem sind auch Tiere zu hören, die auf dem Boden leben und diesen als Kommunikationsmedium benutzen, indem sie Vibrationen erzeugen, die Artgenossen über die Beine oder den Körper wahrnehmen können.
Entsprechend ihrer Körpergrösse, ihrem Körperbau und ihrer Verhaltensweise produzieren die Bodentiere unterschiedliche Geräusche. Je verschiedener die Tiergeräusche in einer Aufnahme sind, umso vielfältiger ist daher die Bodenfauna. Exakt zuordnen können wir die Geräusche jedoch noch nicht – das Wissenschaftsfeld der Ökoakustik im Bereich Boden (siehe weiter unten) ist noch zu jung.
In einem gesunden Boden leben viele unterschiedliche Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen. Sie garantieren die grundlegenden Bodenfunktionen wie die Zersetzung des Streumaterials und die Nährstoffkreisläufe. Je vielfältiger die Lebewesen im Boden sind, umso höher ist die Resilienz des Ökosystems. Das heisst, dass beim Ausfall einzelner Arten andere deren Funktionen übernehmen. Eine grosse Vielfalt an Lebewesen zeigt ein gesundes Bodenökosystem an.
Wie können wir unseren Boden schützen?
Der Boden mit seinen zahlreichen Funktionen und Ökosystemdienstleitungen muss besser geschützt und nachhaltiger genutzt werden, damit auch künftige Generationen von gesundem Boden profitieren können.
In unserem alltäglichen Leben können wir den Boden erhalten und schützen. Sie als Konsumentin oder Konsument bestimmen mit ihrem Kaufverhalten mit, dass eine nachhaltige Landwirtschaft in der Schweiz sich durchsetzen kann: saisonale und regionale Produkte, möglichst aus biologischem Anbau und auch öfters mal auf Fleisch verzichten. Mehr zu nachhaltigem Einkaufen.
Ob im Schrebergarten, Hausgarten oder auf dem Balkon, jede:r kann beim Bodenschutz helfen. Biogärten tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt an Land und im Boden bei. Die Kompostierung spielt eine wichtige Rolle, denn im Kompost werden Reste zu wertvollem, näherstoffreichem Humus umgewandelt. Für die Bodenlebewesen ist es zudem sehr wichtig, dass der Boden immer bewachsen und bedeckt ist, denn viele der Organismen ernähren sich von Pflanzenresten.
Interessieren Sie sich genauer für mögliche Veränderungen im Leben um einen positiveren Einfluss zu haben? Dann informieren Sie sich und handeln jetzt!
Ökoakustik
Im relativ jungen Forschungsgebiet der Ökoakustik werden Tonaufnahmen verwendet, um Beziehungen in der Umwelt zu untersuchen. Praktisch jeder Organismus produziert Schallwellen, zum Beispiel durch seine Bewegungen oder durch Kommunikation. Wir können also hören, was ein Organismus tut. Diese Geräusche können benutzt werden, um ökologische Beziehungen und Prozesse zu untersuchen.
Vielfältige Geräusche
In den ersten Forschungsprojekten zur Ökoakustik im Boden wurde anhand sogenannter «Akustischer Indices» die Artenvielfalt im Boden akustisch gemessen. Dabei wurden an verschiedenen Standorten bereits sehr deutliche Unterschiede festgestellt. Intensiv bewirtschaftetes Ackerland zum Beispiel ist stiller und weist weniger unterschiedliche Geräusche auf als eine extensiv bewirtschaftete Wiese. Auch im Waldboden ist es etwas stiller, da dieser in der Regel kühler ist und die Bodentiere weniger aktiv sind als in einer sonnenbeschienenen Wiese.
Oft sind nicht nur Geräusche der Bodenfauna zu hören, sondern auch physikalische Quellen wie Regen, der auf den Boden aufschlägt und versickert oder Wind, der die Vegetation auf der Oberfläche bewegt und als Gerumpel im Boden hörbar ist. Zudem hört man im Boden auch anderen Umweltlärm (Baustellen, Verkehr, Flugzeuge). Auf unserer Soundmap können Sie viele verschiedene Beispiele aus der Schweiz und weltweit anhören.
Die SRF-Sendung «Einstein» widmete der Ökoakustik, Sounding Soil und Marcus Maeder eine ganze Sendung: Sendung vom 21.11.2019 ansehen.
Bisherige Forschungsergebnisse
Die im 2017 und 2018 im Rahmen von Sounding Soil aufgenommenen akustischen Bodenaufnahmen und die parallel dazu gewonnenen Bodenproben wurden ausgewertet und statistisch analysiert. Die Resultate zeigen, dass unterschiedlich genutzte Böden unterschiedlich tönen. Die Analysen weisen zudem darauf hin, dass ein Boden umso komplexer tönt, je grösser die Vielfalt an Lebewesen ist, die in ihm leben. Dazu wurde ein wissenschaftliches Paper im Magazin «Soundscape» veröffentlicht (Seiten 5 – 14).
Die Anzahl der Proben war aber noch zu gering, um allgemeingültige Resultate zu erhalten. Darum wurden im 2019 und 2020 weitere Böden akustisch untersucht und mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden verglichen. In zusätzlichen Langzeitversuchen wurden die akustischen Signale und die zugrundeliegenden ökologischen Prozesse in verschiedenen Böden analysiert. Damit wurde untersucht, ob sich die Bodengeräusche im Verlauf der Jahreszeiten oder aufgrund von mikroklimatischen Bedingungen verändern. Im März 2022 ist dazu ein wissenschaftliches Paper im Online Magazin plos one veröffentlicht worden. Eine Zusammenfassung können Sie hier lesen.