In den äthiopischen Bezirken Tiyo und Hitosa setzten wir uns an gleich drei Fronten für eine nachhaltigere und fairere Landwirtschaft ein. Wir steigern mit cleveren Methoden die Erträge der Bäuerinnen und Bauern, sorgen für gesündere Böden und mehr Biodiversität und stärken ausserdem Frauen durch Schulungen und Trainings.
Ausgangslage: Kaputte Böden und wenig Erfahrung
In den Bezirken Tiyo und Hitosa hat der Boden unter der Abholzung, Monokulturen und dem Einsatz von Kunstdünger und chemischen Pestiziden stark gelitten. Wegen der enormen Erosion schwemmt der Regen oft die ganze Saat weg, das Wasser vermag kaum zu versickern. Viele Bauernfamilien leiden unter erheblichen Ernteverlusten.
Dazu kommt, dass viele Menschen in der Region wenig Erfahrung in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft und Management haben. Der Anteil von Analphabetismus ist – allen voran bei Frauen – relativ hoch. Dies schmälert ihre Chancen, ein sicheres Einkommen zu erwirtschaften.
Ziele: Stabiles Einkommen durch gesundes Land
Das Projekt verfolgt drei Ziele: Zum einen soll die Bodenfruchtbarkeit der Region nachhaltig gesteigert werden. Hier helfen etwa Dämme, die wertvolles Wasser speichern oder Baumwälle, die vor Wind schützen und Schatten spenden.
Zum anderen sollen Bäuerinnen und Bauern ihr Land so bewirtschaften, dass der Boden sich nicht nur erholen kann, sondern dass durch clevere und nachhaltige Anbaumethoden gleichzeitig der Ertrag der Farmen gesteigert wird. Hier helfen Permakultur, der Anbau von Mischkulturen oder das Halten von Hühnern und Ziegen. Es entstehen so zusätzliche Einkommensmöglichkeiten, damit Bauernfamilien finanziell auf mehrere Standbeine setzen können.
Schlussendlich will Biovision mit ihren Partnern auch dazu beitragen, die Eigenständigkeit von Bäuerinnen und Bauern zu fördern. Hier helfen Schulungen in nachhaltiger Landwirtschaft, aber auch in Managementkapazitäten. Dies soll allen voran die Rolle der Frauen der Region stärken und ihnen ein sicheres Einkommen möglich machen. Ziel ist es auch, dass sich einzelne Gruppen und Produzierende miteinander austauschen, vernetzen und so gemeinsam Ressourcen bündeln und Strategien für nachhaltige, landwirtschaftliche Produktionssysteme entwickeln.
Bisherige Wirkung: Ernährungssicherheit steigt deutlich
Nach einer ersten Phase des Projekts konnten wir feststellen, dass der Ertrag der einzelnen Farmen nun deutlich höher ist. So haben in den Regionen Siraro und Arsi Nagelle 70% der involvierten Familien eine ökologische Landwirtschaftsmethode langfristig eingeführt und bis Ende Dezember 2020 hat sich die Ernährungssicherheit im Projektgebiet um 25% verbessert.
Doch auch die Bodenfruchtbarkeit, die Biodiversität und die Resilienz gegenüber extrem Klimaeinflüssen ist nun höher. Gräben, Wälle, Wiederaufforstung und clevere Systeme, um Wasser im Boden zu speichern, zeigen ihre Wirkung. Wichtig hierfür waren die genannten Zusammenschlüsse von Bäuerinnen und Bauern. So wurden in den bisherigen Projektstandorten 24 sogenannte Watershed Management Associations gegründet und 6’050 Landwirtinnen und Landwirte in Wassermanagement geschult.
Beeindruckend ist auch die Entwicklung in Bezug auf die Weiterbildung von Bäuerinnen und Bauern. Die Schulungen, Trainings und Networking-Veranstaltungen haben die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der bäuerlichen Familien nachhaltig gesteigert. Allen voran bei Frauen konnten wir eine deutliche Entwicklung sehen. Während es zum Beispiel vor einigen Jahren noch unvorstellbar schien, dass eine Frau einen Zusammenschluss von Bauern leitet, um gemeinsam die Felder zu bestellen, leiten Frauen mittlerweile beinahe die Hälfte der von Biovision betreuten, bäuerlichen Gruppen. Mehr und mehr werden Frauen bei den Entscheidungen miteinbezogen und sind Teil der landwirtschaftlichen Produktion. Sie sichern sich so ein wichtiges und stabiles Einkommen.
Weiteres Vorgehen: Ein nachhaltiges Ernährungssystem entsteht
Nun gilt es, die nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen der Region weiter zu verbessen und auszubauen. Der Druck auf diese soll durch alternative Einkommensmöglichkeiten für Haushalte weiter verringert werden. Hierfür wollen wir zum Beispiel die Imkerei oder die Aufzucht von Geflügel etablieren.
Auf lange Sicht sollen wahre Wissensplattformen entstehen, wo sich Bäuerinnen und Bauern austauschen können, Schulungen erhalten und geben und zusammen die natürlichen Ressourcen und die landwirtschaftlichen Flächen der Region managen. Dies soll zur Entstehung eines agarökologischen und fairem Ernährungssystem beitragen.