Die Notwendigkeit der SDGs
Die von den Vereinten Nationen (UNO) verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs) sind die Antwort auf die drängendsten globalen Probleme. Die weltweit angestiegene Temperatur (+1.1°C im Vgl. zur vorindustriellen Zeit) begünstigt Wetterextreme. Dürren oder Landdegration durch Starkregen und Überschwemmungen treten häufiger auf. Es sind Symptome der globalen Erderwärmung. Die Zeichen sind alarmierend: Wenn sich die Entwicklung fortsetzt und die Temperatur weiter ansteigt, drohen Wälder zunehmend auszutrocknen oder ganz abzubrennen. Dies wiederum führt zu einem weiteren CO2-Anstieg. Durch den Verlust von Wäldern kann weniger CO2 aufgenommen werden und es kommt zu einem weiteren Anstieg des Treibhausgases, was die globale Erderwärmung weiter antreiben wird.
Die SDGs als Lösungsansatz für das globale Handeln
Diese länderübergreifenden Probleme können nur global gelöst werden. Deshalb wurden die SDGs 2015 ins Leben gerufen. 193-UN-Mitgliedstaaten verpflichten sich heute dazu, die Ziele zur nachhaltigen Entwicklung bis im Jahr 2030 erreichen zu wollen. Bekannt unter dem Namen «Agenda 2030».
Die insgesamt 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung gehen gesamtheitlich sowohl ökologische, wirtschaftliche als auch soziale Problemfelder an. Diese können eng miteinander verbunden sein, denn der Verlust oder die Gefährdung von Ressourcen durch den Klimawandel führt in besonders stark betroffenen Gebieten zu Ernährungsunsicherheit, Hunger und Konflikten. Nach aktuellen Zahlen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO leiden 802 Millionen Menschen immer noch unter Hunger und 2.3 Milliarden Menschen unter Ernährungsunsicherheit.
Von den 2,3 Milliarden Menschen, die von mässiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen sind, lebt die Hälfte in Asien, ein Drittel in Afrika und elf Prozent in Lateinamerika und der Karibik.
Komplexität zwischen klimatischer, sozialer und wirtschaftlicher Dimension
Länger anhaltende Dürrephasen, schrumpfende Weideflächen, Wassermangel in Trockenzeiten und ein stark vom Weideland abhängiger Landwirtschaftssektor. In Tansania führen diese Faktoren zum Beispiel dazu, dass Pastoralist:innen (Pastoralismus ist eine Form der Wanderviehhaltung bei der die Viehhalter:innen ihre Tiere im Jahreszyklus auf teilweise mehrere hundert Kilometer entfernte Weideflächen führen) ihre Weideflächen mehr und mehr verlieren. Während der Trockenzeit müssen solche Gemeinschaften deshalb ihr Vieh auf dem Land von ansässigen Bauern weiden lassen. Diese klimatisch bedingten Entwicklungen schüren die Konflikte zwischen lokalen Bäuerinnen und Pastoralisten. Der Konflikt um Land- und Wasserressourcen spitzt sich insbesondere in Trockenzeiten zu. Ausschreitungen und Gewalt zwischen den beiden Parteien sind keine Seltenheit.
Wie begegnet Biovision diesen Herausforderungen?
Mit unserem Projektpartner Sustainable Agriculture Tanzania (SAT) unterstützen wir im Projekt «Farmers and Pastoralists Collaboration» (FPC) die friedensbildende Zusammenarbeit zwischen Bauerngruppen und Pastoralist:innen. Indem Bäuerinnen und Bauern ihre landwirtschaftlichen Nebenprodukte neu zu Tierfutter weiterverarbeiten und mit Viehhirt:innen tauschen, konnte eine einfache ökologische Kreislaufwirtschaft aufgebaut werden. Dadurch profitieren sowohl die Bauerngruppen durch den Verkauf von Futter als auch die Pastoralist:innen, die ihre Herde durch das neu produzierte Futter besser ernähren können und die Produktivität (z.B die Milchproduktion) verbessern. Zudem wurden Viehhirt:innen in neuen Methoden der Futterproduktion, namentlich der Heuballenherstellung, geschult.
Stärkung der Widerstandsfähigkeit durch agrarökologische Methoden
Das Klima des Gebietes Mvomero in Morogoro (Tansania) ist geprägt von Dürren auf der einen Seite und unvorhersehbaren spontan auftretenden Starkregen oder Überschwemmungen auf der anderen Seite. Die Leidtragenden dieser Wetterextreme sind Bäuerinnen und Bauern oder ländliche Haushalte mit bewirtschaftetem Weideland. Sie machen den Hauptteil der Bevölkerung in der Region aus und sind deshalb besonders gefährdet durch die Auswirkungen des Klimawandels. «Der Klimawandel ist real und hat Auswirkungen auf uns. Veränderte Wettermuster, unvorhersehbare Regenfälle, hohe Temperaturen und Dürren sind in Mkindo allgegenwärtig», sagt ein Kleinbauer aus der Region.
Zusammen mit SAT fördern wir Agrarökologie seit der Gründung der tansanischen Organisation vor mehr als zehn Jahren. Um sich dem Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu stellen, begannen Kleinbäuerinnen und -bauern Bäume zu pflanzen oder Gartenparzellen zu terrassieren. So können sie die Felder vor Erosion schützen.
Um die landwirtschaftlichen Erträge auch in Trockenzeiten zu sichern, wurden die Bauernfamilien im Regenfeldbau geschult. Der Ansatz des sogenannten Regenfeldbaus ermöglicht es den Bäuer:innen, ihre Felder in Trockenzeiten ausschliesslich mit Wasser von Niederschlägen zu bewirtschaften.
Der Ansatz der SDGs in unserer Praxis
Das Projekt «Farmers and Pastoralists Collaboration» in Tansania zeigt, dass unter der gleichzeitigen Berücksichtigung der Anspruchsgruppen Klima, Förderung von Produktionsketten und der Integration der lokalen Bevölkerung – und dadurch auch der Berücksichtigung der Sustainable Development Goals – ein grosses Potential liegt.
Das Projekt zeigt auch (wie in der untenstehenden Grafik veranschaulicht): Wenn wir bei den verantwortlichen Ursachen, die unsere Lebensgrundlagen gefährden, ansetzen, Landökosysteme nachhaltig schützen, dann schützen wir nicht nur unsere eigenen Lebensgrundlagen, sondern auch die des globalen Südens. Dafür setzen wir uns bei Biovision ein. Seit 25 Jahren. Und weiter in der Zukunft.