Was die junge Generation gegen den Klimawandel unternimmt

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Die Jugend geht für mehr Klimaschutz nicht nur auf die Strasse, sondern ist sich sehr bewusst, dass auch das eigene Konsumverhalten einen Beitrag leistet. Ein Beitrag über die Schüler und Schülerinnen der Kantonsschule Büelrain in Winterthur (KBW), die eine der ersten Klimaschulen der Schweiz werden will.

«Spricht sich die Schülerschaft für ein generelles Flugverbot an der KBW aus? Wer diesen Vorschlag befürwortet, erhebe die Hand» Benedikt Oeschger steht auf dem Podest in der zum Vortragssaal umgebauten Sporthalle der Kantonsschule Büelrain. Gerade leitet er die Diskussionsrunde mit den Klassendelegierten zum Thema «Klimaschule – wie weiter?», um die Meinung der Schülerinnen und Schüler an den Konvent zu tragen. Dabei wird auch über das Fliegen an der Kantonsschule gesprochen. Bei einem generellen Verbot bleiben die aufzeigenden Hände rar. Die grösste Unterstützung erhält der Vorschlag, welcher Flugreisen nicht pauschal verbietet, aber stark einschränkt. Will eine Klasse das Flugzeug nutzen, dann muss sie es gut begründen. Welche Kriterien letztlich darüber entscheiden, ob geflogen werden darf oder nicht, gilt es noch zu definieren. Auf alle Fälle stösst die Einschränkung aber das Nachdenken an.

Die Kantonsschule Büelrain hat es sich zum Ziel gesetzt, eine der ersten Klimaschulen der Schweiz zu werden. Dazu muss die Schule einen ganzen Katalog an Bedingungen erfüllen, die nicht für jede Schule schnell und einfach umzusetzen sind. Zum Beispiel erhält die Schule einen Neubau im Minergie-Standard mit Solaranlagen auf dem Dach. Der Katalog enthält aber auch Kriterien wie die Förderung von Unterrichtsthemen wie Biodiversität, nachhaltigen Konsum oder Mobilität.

Die Jugend ist gut informiert und hinterfragt

Dass die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Büelrain das Hinterfragen bereits gelernt haben, merkt man spätestens bei der Fragerunde nach dem Vortrag über die Rolle der Landwirtschaft beim Klimawandel von Hans Rudolf Herren, Stiftungspräsident bei Biovision. Es kommen kritische Fragen zu SUVs oder ob Fleischersatzprodukte auf Sojabasis so viel besser seien als regionales Fleisch.

«Die Schweiz importiert das meiste Soja aus Brasilien – für unser Tierfutter. Tatsächlich handelt es sich bei einem grossen Teil der Sojaprodukte in unseren Einkaufsläden um Bioprodukte aus der Schweiz oder Europa. Der Trend steigt sogar, immer mehr Soja wird direkt in der Schweiz produziert. Wer also unser Klima schützen möchte, der sollte viel weniger oder gar kein Fleisch konsumieren und wenn, dann nur Fleisch mit einem Biolabel und aus graslandbasierter Haltung in der Schweiz.» erläutert Rahel Thommen, Expertin für nachhaltigen Konsum bei Biovision.

Die Jugendlichen sind von Themen bewegt, die sich lange und ausführlich diskutieren lassen, weshalb Biovision dem nachhaltigen Konsum die Ausstellung «CLEVER – spielend intelligent einkaufen» widmet. Zu den aktuellen CLEVER-Ausstellungsdaten.

Agrarökologie muss stärker gefördert werden

Dass die biologische Landwirtschaft einen enormen Teil zu einem besseren Klima beizutragen vermag, ist bei den Schülerinnen und Schülern nach Herrens Vortrag unbestritten. «Der Biolandbau wird gegenüber der konventionellen Landwirtschaft im Moment viel zu wenig gefördert. Dabei kann die Agrarökologie einen enormen Anteil des CO2 aus der Atmosphäre wieder im Boden binden», erläutert Herren. Er ergänzt, dass eine Forderung der Jugend an die Politik sein könnte: Mehr Gelder für die Förderung nachhaltiger Anbaumethoden und deren Erforschung! Dass diese Gelder fehlen, ist auch auf internationaler Ebene ein Problem. Deshalb setzt sich das Politikdialog und Anwaltschaft-Team von Biovision zum Ziel, die agrarökologische Forschung zu fördern, indem die Zusammenarbeit mit und zwischen Geberorganisationen, Regierungen und Forschungsgemeinschaften gestärkt wird.

«Ausserdem sensibilisieren wir auf internationaler politischer Ebene, dass die Agrarökologie als Mittel gegen den Klimawandel anerkannt wird und erarbeiten gemeinsam mit Entscheidungsträgern Lösungen, die eine ökologische Landwirtschaft fördern», erläutert Martin Herren vom Politikdialog und Anwaltschaft-Team.

Bei sich selbst anfangen ist ein erster Schritt

Die Sensibilisierung für eine nachhaltige Landwirtschaft und nachhaltigen Konsum ist auch in der Schweiz enorm wichtig. Letztlich hat sich die Schweiz dazu verpflichtet, Massnahmen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der UNO (Sustainable Development Goals – SDGs) umzusetzen, weshalb ein «Weiter-wie-bisher» keine Option mehr ist. «Immer nur darauf hoffen, dass jemand anderes sein Verhalten ändert, geht nicht. Man muss sich selbst bemühen», meint Nina Maggioni, Schülerin an der Büelrain Schule. Auch ihre Mitschülerinnen und -schüler sind sich dessen bewusst, dass sie selbst einen Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten können, wie sie im Video erläutern:

Klimaschutz in der Schule.

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