Die Lebensmittelschutz-Initiative will die Kennzeichnungspflicht verankern und so die Wahlfreiheit vom Saatgut bis auf den Teller garantieren. So ist sichergestellt, dass die Konsumierenden auch in Zukunft frei entscheiden können, ob gentechnisch veränderte Lebensmittel auf ihrem Teller landen.
Im Gespräch führt Hans R. Herren, Stiftungsratspräsident von Biovision, aus, weshalb diese Initiative so wichtig ist:
Weshalb engagiert sich Biovision für diese Initiative?
Diese Initiative liegt uns am Herzen. Sie ist sehr eng mit unserer Philosophie verbunden: «mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten». Dabei setzt Biovision ganz bewusst auf Fortschritte und Erkenntnisse aus der Wissenschaft. So bauen beispielsweise in einem Push-Pull-Projekt in Kenia die beteiligten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zwischen ihren Gemüsereihen Pflanzen an, die die Schädlinge vertreiben. Und um das Feld herum pflanzen sie Gräser an, die diese Schädlinge anlocken. In beiden Fällen werden auch Nützlinge angezogen, die die Schädlinge in Schach halten. Nota bene, dass diese Methode nur auf den Feldern funktioniert, auf denen die Bäuerinnen und Bauern gentechnisch unverändertes Saatgut verwenden. Dieser Ansatz beweist seit mehr als 20 Jahren, dass eine bessere Ernte auch ohne synthetische Pestizide oder Gentechnik möglich ist.
Wenn sich die Schweiz zu gentechfreien Lebensmitteln bekennt, wird das auch im globalen Süden wahrgenommen? Und wenn ja: Hat dies auch Auswirkungen beispielsweise in Ostafrika?
Es ist wichtig, dass wir mit dem guten Beispiel vorangehen. Wenn wir uns in der Schweiz klar gegen Gentechnik in unseren Lebensmitteln aussprechen, sind wir auch glaubwürdig gegenüber unseren Projektpartnern in Afrika, wo wir gentechfreie Bioproduktion im Rahmen einer ökologisch und sozial gerechten Landwirtschaft fördern.
Und welche Auswirkungen hätte die Initiative für die Konsumierenden in der Schweiz?
Die Schweiz würde mit etlichen negativen Folgen belastet: da sich die grossen Gentechfirmen auf wenige Sorten konzentrieren, würden wir unsere Kalorien und Nährstoffe von noch weniger Lebensmitteln beziehen, die Artenvielfalt würde weiter schwinden und gleichzeitig die Belastung durch Pflanzenschutzmittel zunehmen. Denn die meisten Gentechpflanzen werden darauf ausgerichtet, dass sie auch die Anwendung eines Totalherbizids überstehen, welches alle anderen Pflanzen auf dem Feld absterben lässt. Die Produkte würden mit der Zeit auch teurer, da die Gentech-Samen ihre positiven Eigenschaften nicht der nächsten Generation weitergeben und die Bäuerinnen und Bauern wegen Patent-Rechten Saatgut gar nicht aufbewahren oder unter sich tauschen dürfen. Dazu kommt auch noch, dass die Gentech-Samen ihre Eigenschaften mit der Zeit verlieren, und neue Sorten gezüchtet werden müssen. Davon profitiert einzig die Industrie, nicht aber die Bauernfamilien und Konsumierenden.
Hans R. Herren
Stiftungspräsident von Biovision
Welche Alternativen zu einer Landwirtschaft, die auf Gentechnik basiert, verfolgt Biovision?
Die Alternativen werden schon seit Jahrzehnten erfolgreich erforscht, getestet und angewandt in Form von Biolandbau. Ergänzt mit Agrarökologie, welche gezielt auch soziale und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt, schaffen wir ein Ernährungssystem mit Zukunft. Biovision hat von Anfang an in Afrika, nun auch in der Schweiz und global Agrarökologie gefördert, basierend auf den Erkenntnissen meiner Forschung und Entwicklungsarbeit sowie den Ergebnissen vieler Bauern und Wissenschaftlerinnen. Diese Methoden sichern nicht nur genügend gesunde Nahrung in einer gesunden Umwelt, sondern unterstützen die Bäuerinnen und Bauern auch in sozialer und ökonomischer Hinsicht.
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www.lebensmittelschutz.ch