Über dem Schulareal Eidmatt in Wädenswil liegt ein Hauch von Karibik: Der Strand ist nicht weit, die Sonne steht noch immer hoch am Himmel, die lokale Band Jamboreee verbreitet Reggae-Vibes. Lokalpolitikerinnen und Öko-Energie-Pioniere prosten sich zu und lassen den Abend auf sich zukommen.
Dieser bringt, gleich nach den Eröffnungsreden von Stadtrat Walter Münch und CLEVER-Projektleiterin Rahel Thommen, etwas, das etwas weniger mit Sun und Fun zu tun hat: Sich dem Umweltgewissen stellen. Sich zu fragen: Kaufe ich nachhaltig ein?
An der Kasse gibt’s ein Spinnennetz
Im Rahmen der Energietage Zimmerberg 2019, die an diesem Donnerstagabend, 13. Juni, in Wädenswil feierlich eröffnet werden, hat Biovision die Wanderausstellung CLEVER aufgebaut: eine Art Verkaufsladen, in dem man seinen Einkaufskorb mit Lebensmitteln, Kleidern und Elektrogeräten füllen kann. An der Kasse bekommt man dann statt der Rechnung die Umweltbilanz der gewählten Produkte in Form von Spinnennetzdiagrammen präsentiert.
Relaxed sein und sein Konsumverhalten hinterfragen – ein Widerspruch? Dieser Abend beweist das Gegenteil. Denn bald schon sieht es im CLEVER-Container aus wie in der Migros um die Ecke: Vor der Kasse hat sich eine Schlange gebildet. Rahel Thommen ist baff: «Die Leute stehen Schlange, um sich belehren zu lassen, und das an einem Apéro!»
Gute Banane
Das grosse Interesse überrascht – und auch nicht. Tom Porro, Programmverantwortlicher der Energietage, bezeichnet nachhaltigen Konsum als «Megathema». Er hat die Tour durch den CLEVER-Shop schon im Vorfeld gemacht. Seine persönliche Bilanz: «Wie erwartet: nicht ganz schlecht, aber auch nicht top.»
Besser abgeschnitten hat der Zürcher Slam-Poet Simon Chen. Er zeigt sich wenig überrascht über seine gute Bilanz: «Nachhaltigkeit ist ein grosses Thema bei mir. Ich kaufe meistens im Bio-Laden im Quartier ein – schon für meine Kinder.» Trotzdem gehe es ihm nicht in erster Linie um die Gesundheit. «Der menschliche Körper verträgt auch eine billige Denner-Gurke oder eine gespritzte Orange – aber die Umwelt, die Äcker, die Luft, die vertragen es auf die Dauer nicht.» Die Ausstellung habe für ihn sogar eine positive Überraschung parat gehabt: «Ich war sehr erfreut zu sehen, dass die richtige Banane, also die fair und biologisch produzierte, gar keine Umweltsünde ist.»
Überraschte Umweltexperten
Vielen der Teilnehmenden – alles Menschen notabene, die sich in ihrem Berufsalltag mit nachhaltiger Energie und Umweltschutz auseinandersetzen – hatte CLEVER auch einige negative Überraschungen bereitet. Rahel Thommen sagt: «Viele wussten wenig über das Thema nachhaltige Ernährung.» Aber: «Alle waren sehr offen. Die Reaktion war häufig: Ist ja eigentlich logisch, ich habe mir das aber noch nie so überlegt.»
Die lockeren Vibes sind in diesem kleinen Video zur Eröffnungsfeier spürbar.