Das Restaurant Rüsterei befindet sich inmitten des Symposiums «Soil to Soul» in Sihlcity Zürich. Seit kurzem werden hier alle Menüs mit einer CO2-Angabe versehen. «Es ist wichtig, dass die Leute sehen, wie nachhaltig ihr Essen ist», erklärt Initiator Thomas Sterchi, der am Restaurant seit vielen Jahren mitbeteiligt ist. Es brauche mehr Informationen und ein gesteigertes Bewusstsein rund ums Thema Essen. Das Wissen darum, wie die Lebensmittel produziert wurden und der Genuss gehörten eng zusammen. Auch das Gewissen esse mit, so Sterchi – das gehöre alles mit zum «Soul»-Aspekt. «Wenn wir nachhaltig produzierte, gesunde Produkte konsumieren, dann haben wir ein gutes Gefühl und ein angenehmes inneres Empfinden beim Essen, vom Geschmack auf der Zunge über den Magen bis zum Darm». Das «Soil» wiederum im Namen des Symposiums stehe für gesunden Boden – Biodiversität und natürlich nachhaltige Landwirtschaft. Am Festival wurde den Besucher:innen ein vielfältiges Programm geboten, von Keynotes über Masterclasses rund um die Zukunft unseres Essens, dessen Produktion und Zubereitung. Biovision war am Symposium eingeladen und präsentierte mit Sounding Soil das Konzert der Lebewesen im Boden. Durch die verschiedenen Unter-der-Erde-Aufnahmen von Böden erhielten die Besucher:innen ein sinnliches (Hör-)Bild zur Biodiversität in den Böden und konnten so den Unterschied erleben zwischen lebendigen geräuschreichen Aufnahmen auf einer Magerwiese oder in einem Kompost und der unheimlichen Stille eines industriell bearbeiteten Kartoffelackers.
Vielfalt und Bodengesundheit durch Agrarökologie
Mit Blick auf die 13 Prinzipien der Agrarökologie, welche alle Aspekte nachhaltiger Produktion und Wertschöpfungsketten berücksichtigt, bittet Thomas Sterchi seinen Partner der Farm «Terramay», David de Brito, fürs Gespräch zu uns an den Tisch. Die Hauptmotivation, «Soil to Soul» zu kreieren, sei schliesslich durch David und seine Arbeit auf der 600 Hektar grossen, biodiversen Farm in Portugal entstanden. «Unser Team produziert kompromisslos natürlich und saisonal. Unsere Aufgabe sehen wir darin, ein ausgewogenes Ökosystem mit reichhaltigem, fruchtbarem Boden zu schaffen, so de Brito. «Wir produzieren nährstoffdichte Bio-Lebensmittel, indem wir den Boden, die Pflanzen und die Tiere respektvoll behandeln. Die vielen Tiere helfen zudem mit, einen gesunden, fruchtbaren Boden zu erhalten und der Desertifikation, also der Verwüstung der Böden vorzubeugen.» Die grosse Herausforderung sei es, in kargen, von Wüstenbildung gefährdeten Regionen mithilfe von natürlicher Vielfalt Nahrungsmittel zu produzieren. «Eine Challenge», sagt de Brito, aber es sei möglich. Ihm sei es wichtig, den Konsument:innen mehr und mehr die Zusammenhänge aufzuzeigen. «Natürlich können wir mit unserem «Terramay-Konzept» jetzt nicht sofort die ganze Welt ernähren», gibt Sterchi zu bedenken, «aber bei uns klappt es – wir leben das. Es ist absolut möglich, die landwirtschaftliche Produktion zu ändern, wenn die Bereitschaft dafür da ist.» Dass alle Beteiligten von einer agrarökologischen Produktion profitieren würden, davon sind wir uns am Tisch einig.
Auf die Frage, wohin sich «Soil to Soul» entwickeln soll, meint Sterchi, dass einiges noch offen sei, aber auf jeden Fall ein jährliches Symposium stattfinden soll. Weiter könnten durchs Jahr hindurch einzelne Events stattfinden und vielleicht könnte auch eine Plattform für Gewerbe, Produzenten und Konsumentinnen aufgebaut werden.