Genf nimmt sich Agenda 2030 an

Von

Daniel Wermus

Wie kann unsere Gesellschaft den Wandel zu einer nachhaltigen Entwicklung beschleunigen? Dieser Frage gingen Anfang Oktober in Genf die «Fédération genevoise de coopération» gemeinsam mit der UNO, Universität Genf und Biovision nach.
(v.l.n.r.) Michael Bergöö, Michael Møller, Anne Emery-Torracinta, Maria Jesus Alonso Lormand, Thomas Gass und Sandrine Salerno; ©David Wagnières
(v.l.n.r.) Michael Bergöö, Michael Møller, Anne Emery-Torracinta, Maria Jesus Alonso Lormand, Thomas Gass und Sandrine Salerno; ©David Wagnières

«17 Ziele, um die Welt zu verändern»: Unter diesem Namen hatten die «Fédération genevoise de coopération», UNO, Universität Genf und Biovision am 4. Oktober in Genf zu einem runden Tisch geladen, an dem 250 Interessierte teilnahmen.

Der Tag war auch zugleich der Journée Genève solidaire, bei dem 2001 kantonal das Gesetz verabschiedete wurde, das festsetzte, dass 0,7 Prozent des Staatshaushaltes an die Entwicklungszusammenarbeit gehen müssen. Drei Jahre nach der Annahme der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) durch alle Länder ist sich Genf seiner Rolle in der Umsetzung des Gesetzes bewusst.

Biovision brachte sich in die Diskussion ein. Der ganzheitliche Ansatz der Organisation – Projekte vor Ort in Afrika wie auch in der Schweiz, Sensibilisierung der Staaten und globale Beeinflussung der Politik – ist für die internationale Zusammenarbeit von hohem Interesse.

Yves Flückiger, Rektor der Uni Genf, unterstrich die Wichtigkeit der SDG-Ziele und der Agenda 2030 für die Hochschulen in der Region. Gemeinsam mit der Tsinghua, der bedeutendsten chinesischen polytechnischen Hochschule, wird ein Master in Nachhaltiger Entwicklung angeboten. René Longet, Präsident der «Fédération genevoise de coopération», betonte, wie wichtig das Engagement der Zivilgesellschaft sei, um die SDG-Ziele anzuwenden.

Die Verantwortung der Privatwirtschaft

Sandrine Salerno, stellvertretende Stadtpräsidentin von Genf, und Michael Møller, Generaldirektor der UNO Genf, erwähnten die entscheidende Rolle der Privatwirtschaft: «Investitionen in Höhe von 50‘000 Milliarden Dollar müssen neu ausgerichtet werden. Bei Zusammenarbeit aller Akteure wird Genf heute zum weltweiten Zentrum für nachhaltige Finanzwirtschaft», so Møller. Anschliessend fügte er noch einen Appell an die Jugend an: «Wenn ihr die Umsetzung der SDGs den Regierungen überlasst, werden wir sie nie erreichen. Alle müssen aktiv werden und ihren Teil leisten!»

Die Bildung im Zentrum

Die Vize-Präsidentin des Genfer Regierungsrates, Anne Emery-Torracinta, rief das kürzlich verabschiedete kantonale Konzept der nachhaltigen Entwicklung 2030 in Erinnerung. Die Bildungsdirektorin begrüsst das Bewusstsein der Jungen in diesem Bereich. Die Schulbildung integriert heute bereits die «umfassenden und transversalen Ziele, die alle Fächer umspannen und alles Wissen mobilisieren».

Maria Alonso, Direktorin des kantonalen Service de la solidarité internationale, der unter anderem einen Teil des Farmer Communication Programme von Biovision finanziert, fügte an, dass alle Departements des Kantons ihre Solidaritätsprojekte entwickeln. Der Service sensibilisiert auch die Gemeinden.

«Die Agenda 2030 ist eine Erklärung der Interdependenz, der gegenseitigen Abhängigkeit», meinte Thomas Gass, Vizedirektor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Für ihn handelt es sich um einen weltweiten Sozialvertrag zwischen den Staaten und der Bevölkerung, die eine Zusammenarbeit aller Akteure und eine kohärente Politik bedingt.

Die Demonstration einer konkreten Umsetzung dieser Kohärenz durch Michael Bergöö, Direktor Programm Schweiz von Biovision, erregte grosses Interesse. Das Programm «Kurswechsel Landwirtschaft», durchgeführt von der senegalesischen Regierung mit Unterstützung von Biovision und dem Millennium Institute, verbindet die zuständigen Regierungsstellen mit den unterschiedlichen Akteuren, wie Bauernvertreter, Firmen, NGOs, Universitäten. Ziel ist es, verschiedene integrative und einvernehmliche Szenarien zu entwickeln, die zur Erreichung der SDGs nötig sind. Bergöö leitet zusammen mit dem Interdisziplinären Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt (CDE) der Uni Bern eine Plattform, die den Austausch zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft fördert, um den ökologischen Wandel unseres Landes zu beschleunigen.

Weitere Beiträge

Über uns

«So bringen wir Agrarökologie auf das nächste Level»

Ihr Netzwerk in Ostafrika hat Biovision in den letzten Jahren weiter ausgebaut. Dies zeigt das Partnermeeting vom September 2023 in Tansania eindrucksvoll. Heute gelingt es, durch starke Partnerschaften als relativ kleine Organisation Grosses zu bewirken.
Landwirtschaft, Politik

Agrarökologie ist in der Praxis angekommen

Von ökologischen Bauernhöfen bis hin zur Kooperation zwischen Landwirt:innen und Konsumierenden – Biovision rückt Projekte ins Scheinwerferlicht, die Impulse für eine bessere Ernährungszukunft setzen. «Die Menschen hinter den Initiativen verdienen viel mehr Wertschätzung», sagt Samira Amos von Biovision.
Politik, Über uns

«Agrarökologie ist zur Bewegung geworden»

Agrarökologie ist kein Nischenphänomen mehr – dies macht das breit abgestützte und vielfältige Programm der schweizweiten Veranstaltungsreihe «Tage der Agrarökologie» klar. Daniel Seifert, Politikberater bei Biovision und Mitgründer des dahinterstehenden Netzwerks «Agroecology Works!», erklärt, was es damit auf sich hat.
Politik

Agrarökologie rückt in den Fokus

Die nachhaltige Transformation von Ernährungssystemen durch Agrarökologie steht bei Biovision zur Bekämpfung von Hunger und Armut im Zentrum. Am «Pre-Summit» zum UN-Gipfel für Ernährungssysteme erlangt sie bedeutende Anerkennung.