Subsahara-Afrika: Forschungsgelder fliessen grösstenteils in die industrielle Landwirtschaft

Eine neue Studie von Biovision, IPES-Food und dem Institute of Development Studies (IDS) zeigt: Einflussreiche Geldgeber wie die «Bill & Melinda Gates Foundation» sowie staatliche Entwicklungsorganisationen investieren nach wie vor überwiegend in die Forschung für die industrielle Landwirtschaft – ungeachtet der heutigen Erkenntnisse über die immensen Schäden an Menschen und Umwelt, welche diese verursacht hat und weiter verursacht.

Die neu erhobenen Daten zeigen, dass nur ein Bruchteil der Agrarforschung in Subsahara-Afrika dazu dient, Ernährungssysteme nachhaltiger zu gestalten:

  • Nur 3% der Afrika-Projekte der «Bill & Melinda Gates Foundation» – des grössten philanthropischen Investors in der Entwicklungszusammenarbeit im Agrarsektor – fördern nachhaltige, regenerative Ansätze im Sinne der Agrarökologie.
  • 85% der von der Gates Foundation finanzierten Projekte beschränken sich auf die Förderung oder die Effizienzsteigerung der industriellen Landwirtschaft.
  • Nur 13% der Projekte von kenianischen Forschungsinstituten verfolgen agrarökologische Ansätze. Weitere 13% zielen darauf ab, synthetische Inputs durch ökologische zu ersetzen.
  • 51% der von der Schweiz geförderten Projekte haben eine agrarökologische Komponente. Jedoch weist nur eine Handvoll von ihnen systemische Ansätze auf.

Agrarökologische Ansätze finden immer mehr Beachtung, insbesondere angesichts des Klimawandels. Auch werden weltweit landwirtschaftliche Betriebe vermehrt nach agrarökologischen Prinzipien umgestaltet. Dies spiegelt sich jedoch nicht in den Geldströmen zur Agrarforschung wider. Angesichts der grossen, von der industriellen Landwirtschaft mitverursachten Probleme, brauche es jedoch dringend einen Wandel, so die Studienautorinnen und -autoren.

Biovision-Präsident Hans R. Herren, Träger des UNO-Welternährungspreises, sagt: «Die meisten Regierungen verfolgen nach wie vor den Ansatz der «Grünen Revolution», im Irrglauben, dass nur durch industrielle Landwirtschaft genügend Nahrung für die Weltbevölkerung produziert werden könne. Dasselbe gilt für die Gates-Stiftung und deren Entwicklungsagentur AGRA. Dieser Ansatz ist aber auf der ganzen Linie gescheitert: bei den Ökosystemen, bei den Bäuerinnen und Bauern, auf dem ganzen afrikanischen Kontinent.»

Herren ergänzt: «Um den multiplen Herausforderungen von Klimawandel, dem Druck auf die Ressourcen Land und Wasser, ernährungsbasierten Gesundheitsproblemen sowie der Covid-19-Pandemie begegnen zu können, brauchen wir den Wandel jetzt! Und er beginnt damit, dass die Geldströme in die Agrarökologie umgelenkt werden.» Um diesen Wandel zu beschleunigen, fordert die Studie Geldgeber zu folgenden Schritten auf: einen Wandel hin zu langfristigen Modellen, die auf einer Zusammenarbeit verschiedener Akteure basieren; Projekte zu lancieren, die von Bäuerinnen und Bauern mitgestaltet werden; vermehrt afrikanische Organisationen zu unterstützen sowie Transparenz zu schaffen, woher die Gelder kommen, wie die Projekte begleitet werden und wie deren Wirkung gemessen wird.

Olivia Yambi, Co-Leiterin von IPES-Food, sagt: «Wir müssen Geldflüsse umlenken und asymmetrische Machtverhältnisse ausgleichen. Auf Grund von wirtschaftlichen Interessen werden in Afrika und andernorts auch weiter landwirtschaftliche Praktiken gefördert, die auf technologische Lösungen bauen. Diese laugen jedoch Böden aus und zerstören so die Lebensgrundlagen. Ausserdem stürzen sie Bäuerinnen und Bauern in die Abhängigkeit von den weltgrössten Agrar-Konzernen. Die Agrarökologie weist einen Weg auf diesem Teufelskreis.»

Link zur Studie: Money Flows | Agroecology Info Pool (agroecology-pool.org)

Das International Panel of Experts on Sustainable Food Systems (IPES-Food) ist ein unabhängiges Experten-Panel. Es setzt sich für eine Transition hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen weltweit ein.

Das Institute of Development Studies (IDS) ist eine globale Forschungsinstitution für Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ist eine globale Forschungsorganisation für Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.

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